Wer darf wählen, wer darf gewählt werden?
Dauer | 1 bis 2 Stunden |
Schulstufe | 9.-13. Schulstufe |
Methoden | Erarbeitung eines Kriterienkatalogs, Diskussion |
Materialien |
Papier für Plakate (z.B. Flipchartpapier), Arbeitsblatt (siehe Downloads), ev. Informationen zum österreichischen Wahlrecht zum Vergleich (siehe Linktipps) |
Kompetenzen | Sachkompetenz, Urteilskompetenz |
Zielsetzungen | Die SchülerInnen sollen sich damit auseinandersetzen, dass mit jeder Einschränkung des Wahlrechts auf einen bestimmten Personenkreis die allgemeine Teilhabe am demokratischen Prozess beschnitten wird. Je restriktiver Zugangsbeschränkungen sind, desto mehr Menschen werden von Wahlen ausgeschlossen und um so mehr gehen zentrale Wesenszüge der Demokratie ("freier Zugang zu Wahlen", "die Macht geht vom Volk aus", "alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich und haben die gleichen Rechte") verloren. Auf der anderen Seite kann es gute Gründe geben, nicht jedem Menschen das aktive oder passive Wahlrecht zu übertragen. Die SchülerInnen sollen durch den Versuch, dieses Dilemma zu lösen, Wesenszüge der Demokratie kennenlernen und über deren Herausforderungen reflektieren. |
Lehrplanbezug | Politische Bildung, Deutsch, Religion/Ethik |
Quelle | Entnommen aus der Publikation "Miteinander – Erfahrungen mit Betzavta" und für die Praxisbörse adaptiert. |
Aktualisiert | 8.9.2020 |
Ablaufbeschreibung
Hintergrund der Übung ist es, sich mit Kriterien auseinanderzusetzen, nach denen das aktive bzw. passive Wahlrecht vergeben wird.
1. Schritt: Vorbereitung (5 Minuten)
Kleingruppen mit 3 bis 5 SchülerInnen werden gebildet. Jede Gruppe erhält die beiden Arbeitsblätter, ein Flipchart-Papier, Stifte und folgenden Arbeitsauftrag:
Ihr habt einen neuen Staat gegründet und müsst nun Gesetze ausarbeiten. Eines dieser Gesetze befasst sich mit dem Recht zu wählen bzw. gewählt zu werden. Dafür muss nun ein erster Kriterienkatalog erstellt werden. Als Anleitung sollen die auf dem Arbeitsblatt formulierten Kriterien dienen. Es können weitere formuliert werden. Sammelt alle Kriterien, die für die Vergabe des aktiven bzw. passiven Wahlrechts erfüllt sein müssen, auf dem Plakat. Wichtig: Orientiert euch nicht am geltenden Wahlrecht. Ihr könnt ein völlig neues Wahlrecht erschaffen.
2. Schritt: Gruppenarbeit (25 Minuten)
Die Gruppen haben 25 Minuten Zeit, ihren Kriterienkatalog zu erstellen.
3. Schritt: Präsentation des Wahlrechts (5 Minuten)
Jede Gruppe präsentiert vor der Klasse das Wahlrecht ihres Landes und begründet kurz, warum sie sich für diese Kriterien entschieden hat.
4. Schritt: Klassendiskussion (15 Minuten)
Die SchülerInnen werden gefragt, in welchem neuen Staat sie am liebsten leben wollen und gebeten, ihre Entscheidung zu begründen. Weiters kann berichtet werden, welche Kriterien in der Gruppe zu besonders heftigen Diskussionen Anlass gegeben haben und warum. Im Zuge der Diskussion wird zwangsläufig die Problematik auftauchen, dass die Kriterien auch überprüft werden müssen. Die Lehrkraft fordert daher die SchülerInnen auf, sich zu überlegen, wie und wer in ihrem jeweiligen Staat die Einhaltung des Wahlrechts garantieren soll. Sollte sich die Ansicht durchsetzen, dass bestimmte Kriterien zwar auf den ersten Blick vernünftig gewirkt haben, ihre Überprüfung aber nur schwer oder gar nicht möglich ist, kann sich eine Gruppe für die Streichung dieser Kriterien entscheiden.
In Anschluss an die Übung bietet es sich an, sich eingehend mit dem österreichischen Wahlrecht auseinanderzusetzen und es hinsichtlich der Frage zu untersuchen, ob es aus Sicht der SchülerInnen Bevölkerungsgruppen gibt, denen "zu Unrecht" das aktive bzw. passive Wahlrecht vorenthalten bzw. gewährt wird. Im weiteren Verlauf könnte auch die Frage diskutiert werden, ob radikale Parteien von demokratischen Wahlen ausgeschlossen werden sollten.
Downloads
Links + Medientipps
Themendossier Wahlen
Politiklexikon für junge Leute: Wahlrecht | Wahl | Partizipation
Wahlrecht in Österreich: