Das Parlamentsgebäude wurde 1883 als „k.k. Reichsratsgebäude“ eröffnet. Die Station Parlament berichtet vom Kampf um das allgemeine Wahlrecht in Österreich. Ein Kapitel widmet sich speziell dem Frauenwahlrecht. Er begann mit der Märzrevolution von 1848 und war 1919 mit der Einführung des allgemeinen, freien, gleichen und geheimen Wahlrechts für Männer und Frauen durch die Erste Republik vorerst vollendet. Ein Kapitel widmet sich speziell dem Frauenwahlrecht.
Wenn wir Orte zeigen wollen, die es ohne Widerstandsbewegung so nicht geben würde, dann ist die Stadt Wien als ganze ein solcher Ort. Ohne den mutigen Einsatz von Frauen und Männern, die gegen das nationalsozialistische Regime Widerstand leisteten, wären die Zerstörungen in Wien am Ende des Zweiten Weltkriegs um ein Vielfaches schlimmer und die Verluste an Menschenleben um ein Vielfaches größer gewesen. O5 war nur eine der Widerstandsgruppen, die an der Rettung Wiens beteiligt waren. Ihr Symbol war ursprünglich mit Kreide an die Mauer des Stephansdoms geschrieben. Die 5 bedeutet den fünften Buchstaben des Alphabets, O5 steht also für Oe – Österreich. An dieser Stelle wollen wir über die verschiedenen Formen des Widerstands gegen den Faschismus berichten.
Im Jahr 1794, unter der Herrschaft des Kaisers Franz II., wurden in Wien an die 50 Befürworter einer demokratischen Staatsordnung vor Gericht gestellt und als „Jakobiner“ des Hochverrats angeklagt. Die meisten wurden zu langjährigen Kerkerstrafen verurteilt, Andreas Riedel, ein Berater des Vaters des Kaisers, zu 60 Jahren. Die Offiziere Kajetan Gilowski und Franz Hebenstreit wurden zum Tod verurteilt. Gilowski nahm sich in der Zelle das Leben. Hebenstreit wurde am 8. Jänner 1795 am Schottentor gehenkt.
Die am 1. Mai 1865 eröffnete Ringstraße ist ein wichtiger Ort der Repräsentation und Machtdemonstration der Herrschenden. Sie ist aber auch ein Ort, den die Bürgerinnen und Bürger nützen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Diese Station des Protestwanderwegs widmet sich auf einem Spaziergang vom Schwarzenbergplatz bis zum Rathaus einer Auswahl von wichtigen Demonstrationen und Kundgebungen.
1948 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen die Allgemeine Erklärung der
Menschenrechte verabschiedet. Rechte, die für alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion oder Nationalität gelten sollen. Diese Station widmet sich der Geschichte und Bedeutung der Erklärung der Menschenrechte.
Im Sommer 1976 wurde der aufgelassene Auslandsschlachthof in St. Marx drei Monate lang besetzt und in ein freies, selbstverwaltetes Kultur- und Kommunikationszentrum verwandelt. Zehntausende ÖsterreicherInnen besuchten die „Arena“ und unterstützten sie mit ihrer Unterschrift. Die heutige Arena auf dem Gelände des Inlandsschlachthofs entstand in der Nachfolge dieses großen Projekts.
Die Gewerkschaft der Privatangestellten Druck, Journalismus, Papier ist die mitgliederstärkste Gewerkschaft im Österreichischen Gewerkschaftsbund. Mit 15.000 BetriebsrätInnen setzt sie sich für höhere Einkommen und gerechtere Arbeitsbedingungen ein. Diese Station berichtet über die Geschichte der Gewerkschaften und vom Kampf um die Rechte der ArbeitnehmerInnen.
Recht auf Asyl, 1030 Wien
Diese Station des Protestwanderwegs wurde von Studierenden der Universität für angewandte Kunst Wien erarbeitet. Die Angewandte stellte 2015, als besonders viele Menschen auf der Suche nach Asyl in Wien waren, in Absprache mit der Bundesimmobiliengesellschaft spontan das neu hinzugekommene Gebäude in der Vorderen Zollamtsstraße als vorläufige Notunterkunft zur Verfügung.
Der Garten des Planquadrats ist ein frei zugänglicher Park, der von seinen Benutzerinnen und Benutzern selbst verwaltet und gepflegt wird. Er ist der einzige solche Park in Wien. Aus einer Sendung über Probleme der Stadtentwicklung am Beispiel eines Häuserblocks im Jahr 1974 entwickelte sich ein Projekt zur Stadtentwicklung mit aktiver Beteiligung der betroffenen Menschen.
Die Rosa Lila Villa wurde 1982 als Haus für Lesben und Schwule „instandbesetzt“. Das einst zum Abbruch bestimmte Haus dient als Informationszentrum und offener Treffpunkt. An dieser Stelle wird vom Kampf gegen die rechtliche und gesellschaftliche Diskriminierung von Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung berichtet.
Jahrzehntelang lang kämpften Marianne Hainisch und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter, bis 1892 das erste Mädchen-gymnasium Österreichs gegründet werden konnte. Die erste Mädchenklasse wurde noch in den Räumen des Lehrerpädagogikums in der Hegelgasse 12 im 1. Wiener Bezirk als Privatschule errichtet. Erst 1903 bekam die Schule das Öffentlichkeitsrecht, bis dahin mussten die Schülerinnen ihre Prüfungen an anderen Schulen ablegen. 1910 übersiedelte die Schule in die Rahlgasse 4 im 6. Bezirk. Seit 1978 lernen hier auch Buben. Das heutige Bundesrealgymnasium und Bundesgymnasium Rahlgasse sieht sich in der Nachfolge des Mädchengymnasiums und legt besonderen Wert darauf, die Beziehung der Geschlechter zueinander bewusst zu gestalten und alte Rollenklischees zu überwinden.
1996 begannen in Wien Menschen mit Behinderung, sich selbstbestimmt für barrierefreien öffentlichen Verkehr einzusetzen. Denn öffentlicher Verkehr, von dem ein Teil der Bevölkerung ausgeschlossen ist, verdient die Bezeichnung „öffentlich“ nicht. Begonnen hat alles mit Blockadeaktionen bei der Autobuslinie 13A.
Dieses Gebäude, ursprünglich eine Lokomotivfabrik und später eine Höhere Technische Lehranstalt, war nach Absiedlung der Schule zum Abbruch bestimmt. 1981 wurde es vom „Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser“ in einer „sanften Besetzung“ in Beschlag genommen. Heute ist es ein selbstverwaltetes Werkstätten- und Kulturhaus für weit über 100 Gruppen.
Seit 1975 müssen sich in Österreich Frauen, die ungewollt schwanger sind, nicht mehr den Demütigungen, Schmerzen und Gefahren einer illegalen Abtreibung aussetzen. Doch das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper musste erkämpft und muss immer noch verteidigt werden. Am Standort des Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch und des gynmed Ambulatoriums für Schwangerschaftsabbruch und Familien-planung wird berichtet, wie der Kampf um die Beseitigung des Abtreibungsverbots (§ 144 des Strafgesetzbuches) zur Formierung einer neuen unabhängigen Frauenbewegung geführt hat.
Im Februar 1934 verteidigten einige tausend österreichische Arbeiter und Arbeiterinnen in einem verzweifelten Aufstand die Demokratie gegen eine faschistische Diktatur. Der Kampf war aussichtslos, weil er zu spät begonnen hatte, und das war den meisten Beteiligten klar. Dennoch wollten sie nicht kampflos zusehen, wie die demokratische Republik, die sie sechzehn Jahre vorher erkämpft hatten, vernichtet wurde.
Diese Station befindet sich zwar im Karl-Marx-Hof, sie bietet aber einen Führer zu Orten des Februaraufstands in ganz Wien. Wo immer man sich in Wien befindet, kann man diesen Führer öffnen und sich ansehen und anhören, was in der Umgebung geschehen ist.
Zehn Jahre lang kämpften Radiopiratinnen und Radiopiraten darum, das staatliche Rundfunkmonopol in Österreich zu brechen. Das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht, Informationen zu empfangen und weiterzugeben ist ein Menschenrecht. Seit 1998 sendet Radio ORANGE 94.0, das Freie Radio in Wien. Es ist ein offener Sender: Jede und jeder kann mitmachen und Sendungen produzieren. Nicht möglichst große Reichweite ist das Ziel, sondern die Bedürfnisse von kleineren und größeren Gemeinschaften nach Information, Unterhaltung und Meinungsaustausch zu befriedigen.
Elf Tage lang hielten im Dezember 1984 tausende Menschen die Stopfenreuther Au besetzt, um den Bau des Donaukraftwerks Hainburg zu verhindern. Sie demonstrierten, dass ihnen die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt wichtiger war als ein System, das immer mehr Dinge erzeugt, um damit immer mehr Dinge zu erzeugen. Trotz winterlicher Kälte, trotz mehrerer Räumungsversuche durch die Gendarmerie, trotz einem bis dahin beispiellos brutalen Polizeieinsatz hielten sie durch, unterstützt von der Bevölkerung von Stopfenreuth und Hainburg, unterstützt von zehntausenden Menschen in ganz Österreich. Ohne diese Einsatzbereitschaft, die zu einem Umdenken in der ganzen Gesellschaft geführt hat, hätte es den Nationalpark Donau-Auen nie gegeben.
In Österreich steht das einzige Atomkraftwerk der Welt, das auf Grund einer Volksabstimmung nicht in Betrieb genommen wurde. In jahrelanger Anstrengung betrieben Aktivistinnen und Aktivisten Aufklärungsarbeit, vertrieben Flugblätter, Informationsbroschüren und Zeitungen, sammelten Unterschriften, traten in Informationsveranstaltungen auf, organisierten Demonstrationen, bis aus kleinen Anfängen eine Massenbewegung wurde.