Nachlese: Tagung EUropa in der Schule 2017
„Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. … Unser Leben ist bestimmt durch Politik und wir sind ein Teil davon, so ist auch die Europapolitik nicht auszublenden. Umso wichtiger ist es, dafür Bewusstsein zu schaffen.“ So eröffnete der Moderator Werner Ranacher (ORF Steiermark) die Tagung Umbruch in Europa: aktuelle Herausforderungen für die europapolitische Bildungsarbeit, welche am 21. November 2017 in den Räumlichkeiten der Steiermärkischen Landesregierung in Graz stattfand.
SchulleiterInnen und Lehrkräfte aller Schultypen aus ganz Österreich erhielten Inputs von ExpertInnen über aktuelle EU-politische Herausforderungen. Im Mittelpunkt der Tagung standen auch der Austausch und die Vernetzung zu Fragen wie EU-Themen verstärkt im Unterricht berücksichtigt werden können, oder wie das Europabewusstsein von SchülerInnen gefördert werden kann, und welche grenzüberschreitenden Angebote es gibt.
Die Begrüßungsworte sprachen Elisabeth Meixner, Amtsführende Präsidentin des Landesschulrats für Steiermark, und Kurt Nekula, Sektionsleiter der Sektion I/Allgemeinbildung des Bildungsministeriums.
Elisabeth Meixner strich die besondere Position der Steiermark hervor. Hier gäbe es bereits viele EUropa-aktive Schulen, da der Landesschulrat über ein eigenes Servicereferat für EU/Internationalisierung verfüge. Auch in anderen Bundesländern sei der Aufbau einer derartigen Servicestelle wünschenswert, um die Zahl an Schulen mit einem europapolitischen Schwerpunkt in ganz Österreich zu erhöhen. Die Präsidentin des LSR für Steiermark zitierte am Ende ihrer Begrüßungsworte Papst Franziskus: „Ich träume von einem Europa, das die Rechte des Einzelnen fördert und schützt, ohne die Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft außer Acht zu lassen.“
Kurt Nekula sprach die aktuellen Herausforderungen Europas an und betonte die besondere Bedeutung eines starken Europas, insbesondere in Zeiten klimatischer Veränderungen, des Kampfs um Wasser und Erdöl, der politischen Entwicklungen in den USA, China etc. Er wies darauf hin, dass Europa bildungspolitisch mit der Professionalisierung von LehrerInnen, der Vermeidung sozioökonomischer Benachteiligungen, mit individueller Förderung und inklusiven Schulen auf einem guten Weg sei und gerade solche Netzwerke wie EUropa in der Schule eine Plattform für den praxisorientierten Erfahrungsaustausch bieten.
Ingrid Ausserer von Zentrum polis, das das Netzwerk EUropa in der Schule betreut, ging anschließend kurz auf die Vorzüge einer Netzwerkmitgliedschaft ein. Die TeilnehmerInnen hatten dann am Nachmittag noch Gelegenheit, sich an einem eigenen Infotisch detailliert über das Netzwerk zu informieren.
Das Podiumsgespräch wurde mit Sabine Schneeberger (Referentin für Grundsatzangelegenheiten der Mitgliedschaft Österreichs in der EU, Soziales und Gesundheit des Bundeskanzleramts), Jörg Wojahn (Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich), Maria Pichlbauer (Leiterin des Servicereferats EU/Internationalisierung des LSR für Steiermark) und Nicolaus Drimmel (stv. Generalsekretär des Österreichischen Gemeindebunds) geführt.
Sabine Schneeberger strich hervor, dass auch beim informellen EU-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs in Göteburg am 17. November 2017 die Zukunft der Bildungspolitik ein wichtiges Thema war. Es sei notwendig, dass Bildung in Österreich weiterhin international mithalten könne und gerade Erasmus-Projekte auch für benachteiligte Jugendliche zugänglich gemacht werden müssen.
Jörg Wojahn sagte: „Betrachten wir die EU als Chance und Mehrsprachigkeit als unsere Stärke! Wir sollten Jugendliche dabei unterstützen, die Möglichkeiten in der EU zu nützen und sie zugleich zu einer bewussten politischen Teilhabe bewegen.“ Es sei wichtig, bereits in der Volksschule den SchülerInnen die EU greifbar zu machen.
Maria Pichlbauer betonte, dass Europa in den Gemeinden anfange und Austauschprogramme einen wesentlichen Beitrag leisten, europapolitische Kompetenzen bereits in der Kindheit zu fördern. Netzwerke und Servicestellen wie das Referat EU/Internationalisierung bündeln Informationen und machen die Fülle an Angeboten sichtbar.
Nicolaus Drimmel wies darauf hin, dass Gemeinden ein Mitspracherecht bei Europaangelegenheiten haben und zahlreiche Entscheidungen der EU auf Gemeindeebene umgesetzt werden. Bewusstseinsbildung sei wesentlich: Wie kann sich der/die einzelne an demokratiepolitischen Prozessen beteiligen? Gemeinden seien Orte, wo Demokratietransparenz erlebbar gemacht werden kann.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des Austauschs und der Vernetzung.
Der Verein Sozialprofil/Panthersie für Europa ermöglichte den Teilnehmenden, in einem eigenen Raum Übungen aktiv auszuprobieren.
Folgende Übungen wurden angespielt:
Ein "Schritt nach vorne" und weitere Übungen:
www.bjv.at/activities/toolbox-jugend-europa-politik/
Skalierungen im Unterricht:
www.instrumentaler-unterricht.de/methoden/skalierungsfragen
Zwiebel-Stuhlkreise und viele weitere nützliche Methoden:
www.bpb.de/shop/lernen/thema-im-unterricht/36913/methoden-kiste
Wenn Europa ein Tier wäre...:
https://soundcloud.com/panthersie/gib-europa-deine-stimme-das-europatier-im-juz-eggenlend
https://soundcloud.com/europeradio/sets/das-lichtenfels-gymnasium-spricht
https://soundcloud.com/panthersie/mbi-hablamos-one-limba-1-das-europatier-der-pts-deutschlandsberg
Im Großen Saal hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, an sieben verschiedenen Tischen Informationen von (regionalen) Organisationen zu bekommen.
Folgende Organisationen standen für einen Austausch zur Verfügung:
- beteiligung.st: Die Fachstelle fördert die Entwicklung von Beteiligungsmodellen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Im Kern des Austausches stand das Planspiel "Demokratiebausteine – Mein Land. Dein Land. Unsere Union". Dieses Planspiel für Jugendliche ab 15 Jahren dient dazu, Problemlösungsprozesse und die damit verbundenen Herausforderungen auf Unionsebene zu erleben. Nach der Vorstellung des Planspiels wurde auch das sonstige breite Angebot von beteiligung.st dargestellt und je nach Interessenslage der TeilnehmerInnen vertieft. Besonders erfreulich war der abschließende intensive Austausch untereinander über ähnliche Methoden und Erfahrungen damit. - Europe Direct Steiermark: Das Informationsnetzwerk der Europäischen Kommission stellte seine Angebote für Schulklassen vor.
- ETC Graz: Das Europäische Trainings- und Forschungszentrum für Menschenrechte und Demokratie befasst sich mit Bildung, Forschung und Beratung zu Menschenrechten. Europa ist Thema in Studien, Seminaren und Workshops. Das ETC Graz stellte seine Angebote vor.
- KIMIK – Kino mit Klasse: EU XXL KimiK bietet österreichweit Workshops und Thementage zu den Bereichen Europäische Union, Politische Bildung und Interkulturalität für Lehrkräfte sowie Schüler und Schülerinnen an. Die Teilnehmenden konnten sich über das breite Angebot informieren.
- Österreichischer Gemeindebund: Die Interessenvertretung der kleinen und ländlichen Gemeinden Österreichs versucht, nicht nur bei den MandatarInnen sondern auch bei der ganzen Bevölkerung darauf hinzuweisen, dass Europa in den Köpfen der Menschen, und damit auch in den Gemeinden beginnt. An diesem Tisch konnte man Informationen zum Gemeindebund einholen und wie die Verbindung zur Schule hergestellt werden kann.
- Botschafterschule Fachberufsschule Wolfsberg: Good-Practice Beispiel einer positiven Zusammenarbeit mit Education Lavanttal. Ein Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Menschen in der Region die Idee des neuen Europas näher zu bringen, die interkulturelle Kommunikation und Kooperation zu fördern sowie internationale Partnerschaften und Projekte, schulisch wie auch außerschulisch, zu unterstützen. Hier fand ein reger Austausch von Good-Practice-Beispielen statt.
- Zentrum polis/Netzwerk EUropa in der Schule: Was ist bisher geschehen, welche Vorteile hat man als Netzwerkmitglied, wie kann man sich selbst einbringen und in welche Richtung soll sich das Netzwerk entwickeln? Darüber wurde am Tisch von Zentrum polis gesprochen. Brigitte Fehringer von der BHAK Weiz berichtete über ihre Erfahrungen von der Bildungsreise nach Brüssel und wie sie die erhaltenen Informationen für den Unterricht nutzen kann.
Nach einem langen Tag gingen die TeilnehmerInnen mit vielen Informationen und neuen Inputs (hoffentlich) zufrieden nach Hause.
→ Feedback TeilnehmerInnen [444 KB]
→OTS Aussendung zur Tagung des Netzwerks EUropa in der Schule
Eine Veranstaltung des Bildungsministeriums, der Vertretung der Europäischen Kommission, des Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments in Österreich und Zentrum polis