Daten und Statistiken analysieren und interpretieren
Dauer | 2 Unterrichtseinheiten |
Schulstufe | ab der 8. Schulstufe |
Methoden |
Positionierung im Raum, einfache Datenerhebung, Input zu Datenerhebung und Statistik, Textarbeit mit Datenmaterial
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Materialien | Papier, Stifte |
Kompetenzen | Methodenkompetenz |
Zielsetzungen |
Die SchülerInnen sollen anhand einer einfachen, in der Klasse durchgeführten Befragung mit den Grundlagen statistischer Daten und grafischer Darstellung vertraut gemacht werden. Sie verfassen selbst anhand statistischer Daten fiktive Zeitungstexte und Grafiken und erkennen, dass Datenmaterial mit unterschiedlichen Argumentationsfiltern kombiniert werden und dadurch die Meinungsbildung beeinflusst werden kann.
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Autorin/ Quelle | Elisabeth Turek, in: polis aktuell, 2/2017: Methoden der Politischen Bildung |
Erstellt |
13.2.2017 |
Ablaufbeschreibung
1. Datenerhebung in der Klasse
Zwei bis drei Aussagen werden vorgelesen, mögliche Antwortfelder in den Ecken des Raumes verteilt. Die SchülerInnen bewegen sich zu jenen hin, die ihrer Meinung entsprechen. Variante: Jedes „Meinungsbild“ wird zusätzlich noch nach ausgewählten Kriterien ausdifferenziert (d.h. wie viele Mädchen und Burschen sind in einer Ecke). Beispiele: Das Klassenklima ist bei uns positiv. / Ich interessiere mich für Politik. / Ich interessiere mich für Politische Bildung etc.
Stimme zu | Stimme eher zu | Stimme eher nicht zu | Stimme nicht zu
Vier SchülerInnen halten die jeweiligen Ergebnisse in Zahlen fest (je ein Schüler/eine Schülerin ist für eine "Ecke" zuständig) und lesen die Ergebnisse der Erhebung vor. Ergänzen Sie als Lehrkraft diese Einheit mit einer kurzen Basiseinführung zu Statistiken, Tabellen und Diagrammen (Begriffe: absolute und relative Zahlen, Mittelwert, Prozente, Hochrechnungen etc.) und zu den Möglichkeiten, die zuvor erhobenen Daten in Diagrammen zu erfassen: Säulen- und Kreisdiagramme, Liniendiagramme (Darstellung von Trends und Tendenzen). Diskutieren Sie mit den SchülerInnen, inwieweit diese Klassenumfrage für die Altersgruppe der SchülerInnen repräsentativ sein könnte oder nicht.
2. Zahlen und Interpretationen
Die Klasse wird in zwei Gruppen geteilt (1, 2). 1 und 2 verfolgen auf der Basis von statistischen Daten eine bestimmte Argumentationslinie zu "tatverdächtigen AsylwerberInnen". In Partnerarbeit schreiben die SchülerInnen innerhalb der Gruppen 1 und 2 zunächst einen fiktiven Text im Stil einer kurzen Zeitungsmeldung (etwa eine halbe A4-Seite) und fügen handschriftlich mit bunten Stiften eine Grafik (Kreisdiagramm, Säulendiagramm oder Liniendiagramm) hinzu, um die Argumentationslinie zu untermauern. Sie wählen dafür jene Daten aus, die für das Argument maßgeblich sind.
GRUPPE 1: Argument: Die Kriminalität in Österreich von Asylwerbern und Asylwerberinnen ist zwischen 2014 und 2015 angestiegen.
Daten (Quellen: derstandard.at, 24.2.2016, sowie Berechnungen der Austria Presseagentur auf der Grundlage des Berichts des Bundeskriminalamtes Österreich): 2014 wurden pro Monat 793 tatverdächtige AsylwerberInnen angezeigt, 2015 waren es pro Monat 1.061 Anzeigen. Die Zahl der Tatverdächtigen stieg von 4,1% (2014) auf 5,7% (2015), d.h. es gab einen Anstieg um 1,6 Prozentpunkte.
GRUPPE 2: Argument: Die Zahlen der tatverdächtigen Asylwerber und Asylwerberinnen sind rückläufig und die Kriminalitätsraten sind von 2014 auf 2015 gesunken.
Daten: Stellt man der Gesamtzahl von AsylwerberInnen in Österreich die Zahl der tatverdächtigen AsylwerberInnen gegenüber, so war diese 2015 in Relation rückläufig: 2014 waren von 1.000 Asylwerberinnen und -werbern 371 Personen tatverdächtig, 2015 waren es jedoch weniger als die Hälfte, nämlich nur noch 161 Personen (aus: Bericht SICHERHEIT Österreich 2015, Bundeskriminalamt Österreich).
Weitere Daten: Gesamtzahl der Asylanträge 2015: 88.151 Personen, Gesamtzahl Asylanträge 2014: 28.064 Personen (= Steigerung zum Vorjahr: um 214,11% Prozent, BMI Asylstatistik 2015).
Die in Partnerarbeit erstellten Texte und Grafiken werden innerhalb der Gruppen 1 und 2 besprochen, die SchülerInnen einigen sich auf einen Text und eine Grafik. Diese werden im Anschluss in der Klasse präsentiert und danach diskutiert. Diskussionspunkte: Wie schwierig/leicht war es jeweils, das Argument überzeugend schriftlich darzustellen? Was bedeutet "tatverdächtig"? Was ist der Unterschied zwischen "Tatverdacht", "Straffälligkeit" und einer "rechtskräftigen Verurteilung"?
Didaktische Hinweise
Statistiken zu Wahlergebnissen, Krankheitsrisiken oder Torchancen im Fußball – im Medienalltag sind wir ständig mit Daten und Tabellen konfrontiert. Sie werden auf der Grundlage von unterschiedlichen Methoden der empirischen Sozialforschung erstellt (z.B. repräsentative Befragungen, Gesamterhebungen, Umfragen, Inhaltsanalysen, Beobachtungen). Zahlen werden häufig zur besseren Anschaulichkeit in Form von Tabellen und Diagrammen dargestellt.
Zentrale Fragen, um Statistiken und Diagramme zu lesen und interpretieren zu können:
- Werden absolute Zahlen (die Mengen, Größen, Häufigkeit angeben) oder relative Zahlen (stellen einen Konnex zwischen Zahlenwert zu einer anderen Größe dar) genannt? Was ist in einem Diagramm auf der x-Achse, was ist auf der y-Achse dargestellt? Wird auf der y-Achse nur ein bestimmter Ausschnitt gezeigt oder auch nur auf der x-Achse? Fängt etwa die Skala der y-Achse bei 0 an oder erst danach?
- Wie ist die Datenerhebung erfolgt, wo kommen die Daten her, wer hat den Auf trag gegeben, zu welchem Zweck?
- Was enthalten die Quellenangaben (Informationen über Herkunft, Alter der Daten, weitere Hintergrundinformationen, z.B. Anzahl der befragten Personen)
- Gibt es eine Trennung von Korrelation und Kausalität, d.h. der Gleichzeitigkeit von beobachteten Phänomenen und einer Ursache-Wirkung-Beziehung?
- Werden absolute Zahlen in einen Zusammenhang zu einer Gesamtzahl gestellt?
Mit Hilfe von Statistiken können auch falsche Aussagen verbreitet oder Informationen manipuliert werden, um bestimmte Effekte zu erzielen. Oft werden dabei nicht die Zahlen selbst verändert, sondern diese fehlerhaft bzw. verzerrt dargestellt (z.B. durch das Ausblenden von absoluten Zahlen): "Doppelt so viele Fälle von X" (Unfälle, Krankheiten etc.) klingt spektakulärer als "Vier Fälle in diesem Jahr im Vergleich zu zwei Fällen im Vorjahr", eine "Verringerung des Phänomens X um 30 Prozentpunkte" klingt dramatischer als die Senkung des absoluten Risikos von 8,8% auf 6,9%. Die "Senkung der Sterblichkeit um 20 Prozentpunkte" kann eventuell auch bedeuten: "Statt fünf Menschen sterben vier von hundert Menschen", was weit harmloser erscheint.
Downloads
Beispiele für die grafische Darstellung [jpg, 42 KB]
Linktipps
Unterrichtsbeispiel: Tanzer, Gerhard (2008): Daten analysieren und präsentieren.
In: Kompetenzorientierte Politische Bildung. Forum Politische Bildung (Hrsg.). Informationen zur Politischen Bildung Bd. 29. www.politischebildung.com/pdfs/29_tanzer.pdf [pdf, 167 KB]
In: Kompetenzorientierte Politische Bildung. Forum Politische Bildung (Hrsg.). Informationen zur Politischen Bildung Bd. 29. www.politischebildung.com/pdfs/29_tanzer.pdf [pdf, 167 KB]
Visuell orientierte Methoden. In: Methoden im Politikunterricht. Beispiele für die Praxis.
Politik & Unterricht 1/2 2015. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.). www.politikundunterricht.de/1_2_15/methoden.htm