Die Regeln lesen
Dauer | 1 Unterrichtseinheit |
Schulstufe | ab der 9. Schulstufe |
Zielsetzungen |
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Kompetenzen | Urteilskompetenz, Handlungskompetenz |
Materialien |
• Computer mit Internetzugang • Fragebogen (siehe Downloads) |
Methoden | Gruppenarbeit, Diskussion |
Vorbereitung | Kopien der Fragebögen für die Arbeit in Kleingruppen erstellen |
Quelle |
Europarat (Hrsg.): Bookmarks. Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung. Übers. a.d. Engl.: Brita Pohl. Wien: Edition polis, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2017. ISBN 978-3-902659-14-9. |
Aktualisiert | 3.3.2017 |
Ablaufbeschreibung
1. Schritt:
Fragen Sie die TeilnehmerInnen, wer die Regeln für das Internet aufstellt. Gibt es Regeln? Wo sind sie niedergeschrieben?
2. Schritt:
Benutzen Sie die Hintergrundinformation (siehe Downloads), um zu erklären, dass es im Internet auf unterschiedlichen Ebenen Regeln gibt: Das können Regeln der EigentümerInnen von Websites (oder Hosting-Providern) sein, es gibt Regeln, die von nationalen Regierungen geschaffen wurden, und es gibt Regeln, die durch internationale Gesetze festgelegt sind, insbesondere die Menschenrechtsnormen. Die Aktivität konzentriert sich auf die erste Ebene, die Regeln, die die Websites selbst bestimmen.
3. Schritt:
Fragen Sie, ob sich schon jemand die Regeln für Websites angesehen hat.
4. Schritt:
Hat jemand einem Website-Eigentümer einen beleidigenden Kommentar gemeldet, der laut Regeln verboten ist? Hat sich je jemand gefragt, ob das möglich ist oder wie das funktioniert?
5. Schritt:
Erklären Sie, dass die Regeln für Website-UserInnen gewöhnlich als "Nutzungsbedingungen" bezeichnet werden und die meisten Websites welche haben. Die Geschäfts- oder Nutzungsbedingungen können oft ein nützliches Tool im Kampf gegen Hate Speech im Internet sein, weil viele Websites Vorschriften haben, die Hate Speech verbieten. Das Problem ist, dass die meisten Menschen die Regeln nicht wirklich nutzen und Website-EigentümerInnen die Inhalte ihrer Seiten nicht immer gemäß ihren eigenen Regeln kontrollieren.
6. Schritt:
Teilen Sie die TeilnehmerInnen in Gruppen zu etwa 4 Personen ein; jede Gruppe erhält eine Kopie des Fragebogens (siehe Downloads). Erklären Sie, dass jede Gruppe eine Website auswählen soll, die sie regelmäßig nutzt, und versuchen soll, den Fragebogen durchzuarbeiten. Wenn nötig wird der Fragebogen rasch mit der Gruppe durchgegangen, um sicherzustellen, dass die TeilnehmerInnen wissen, wonach sie suchen sollen.
7. Schritt:
Geben Sie ihnen ca. 20 Minuten Zeit, um die Aufgabe zu lösen, und holen Sie die Gruppe zur Nachbereitung wieder zusammen.
Nachbereitung
Gehen Sie zunächst den Fragebogen durch und vergleichen Sie die Ergebnisse der Kleingruppen.
- Gab es zwischen euren Ergebnissen wichtige Unterschiede, etwa bei der Art von Inhalten, die erlaubt sind, oder dabei, wie einfach es ist, Inhalte zu melden?
- Hat jemand ein "perfektes" Beispiel von Nutzungsbedingungen gefunden?
- Hatte eine Gruppe das Gefühl, dass die Nutzungsbedingungen völlig unzureichend sind, weil das Thema Hate Speech nicht vorkommt oder weil die Regeln und Meldeverfahren zu kompliziert sind?
- Nachdem ihr euch die Nutzungsbedingungen angesehen habt: Würdet ihr einen beleidigenden Post auf einer Website melden? Warum oder warum nicht?
- Was wäre, wenn niemand beleidigende Posts melden würde?
- Glaubt ihr, dass ihr als UserInnen einer Website die Nutzungsbedingungen verbessern oder sicherstellen könnt, dass sie strenger beachtet werden? Wie könnte man das tun?
- Was fällt euch sonst noch ein, was die Meldungen wirksamer machen könnte? Macht es zum Beispiel einen Unterschied, ob ein User/eine Userin unangemessene Inhalte meldet oder ob 1000 UserInnen das gleichzeitig tun? Was wäre, wenn ein Unternehmen, das auf dieser Website seine Werbung schaltet, drohen würde, seine Werbung von der Website zu nehmen, wenn die beleidigenden Äußerungen nicht gelöscht werden?
- Abgesehen von der Meldung bedenklicher Inhalte: Fallen euch noch andere Arten ein, wie man auf Hate Speech im Internet reagieren kann? Wann könnten andere Methoden angemessener sein?
Moderationstipps
- Sie könnten mit den TeilnehmerInnen ein Beispiel durchgehen, bevor sie aufgefordert werden, ihre eigene Recherche zu machen. Sie könnten eine Website auswählen und zeigen, wie man die Nutzungsbedingungen findet und sie rasch auf relevante Klauseln durchliest. Beachten Sie, dass nicht alle Websites Nutzungsbedingungen haben; sie können auch anders heißen, etwa "Allgemeine Geschäftsbedingungen" oder "Community-Richtlinien". Solche Fälle sollten die TeilnehmerInnen notieren.
- Sie können Websites für die TeilnehmerInnen auswählen, um sicherzustellen, dass sie alle unterschiedliche Seiten ansehen, oder ihnen vor Beginn der Recherche einige Minuten geben, um sich für eine Website zu entscheiden. Es sollte versucht werden, eine breite Auswahl an Seiten zu haben, etwa Video-Plattformen, Social Media, große Nachrichtenseiten, Online-Gaming usw.
- Der Abschnitt "Anmerkungen" im Fragebogen kann benutzt werden, um weitere relevante Faktoren zu verzeichnen, etwa ob es auf der Startseite einen Link gibt, ob es ein Beschwerdeformular gibt, ob angegeben wird, dass die Verantwortlichen innerhalb eines bestimmten Zeitraums auf Beschwerden reagieren usw.
- Empfehlen Sie den TeilnehmerInnen, in umfangreichen Nutzungsbedingungen mithilfe der Suchfunktion nach Schlagworten zu suchen, etwa "Hate Speech", "Hassrede", "Missbrauch", "Rassismus" und ähnlichen Wörtern oder Wendungen.
- Die Nutzungsbedingungen als Gruppe durchzugehen, kann zeitintensiv und für manche TeilnehmerInnen langweilig sein. Sie könnten nach der Recherche 5 Minuten dafür vorsehen, dass sie ihre Ergebnisse mit den anderen Gruppen vergleichen. Oder alle Fragebögen könnten von allen Gruppen angesehen werden, bevor man zur Diskussion übergeht.
- Betonen Sie gegenüber den TeilnehmerInnen, dass es wichtig ist, die Regeln einer Website zu kennen, bevor man eine Beschwerde abschickt, was aber nicht bedeutet, dass sie sich nicht über etwas beschweren können, was sie als Missbrauch empfinden, womit die Website nach Meinung der TeilnehmerInnen aber nicht angemessen umgeht (oder was nicht in den Nutzungsbedingungen erwähnt ist). Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.saferinternet.at/news/
news-detail/article/leitfaden-hasspostings-auf-facebook-melden-542. Als konkretes Beispiel könnten Sie die TeilnehmerInnen auf die Sexismuskampagne gegen Facebook verweisen. Siehe www.bbc.co.uk/news/technology-22689522 und www.bbc.co.uk/news/technology-22699761. - Es wäre auch gut, die TeilnehmerInnen daran zu erinnern, dass Meldungen nicht die einzige Strategie ist, um gegen Hate Speech im Internet vorzugehen, und häufig nicht die beste. Andere Reaktionsmöglichkeiten finden sie in Kapitel 5 des Handbuchs Bookmarks unter Kampagnenstrategie.
Varianten
Die TeilnehmerInnen könnten auch ein wenig Zeit damit verbringen, ihre gewählten Websites nach Beispielen von Hate Speech zu durchsuchen. Dadurch erhalten sie eine Vorstellung davon, wie gut die Nutzungsbedingungen tatsächlich funktionieren. Sie könnten auf der Website nach Begriffen wie "Neger", "Schwuchtel", "Hure" oder anderen beleidigenden Begriffen suchen. Das dauert etwas länger, würde aber nützliches Material für eine Beschwerde an die Website bringen. Die Meldung von unangemessenen Inhalten an eine Website ist nur der erste mögliche Schritt. Ein weiterer Schritt ist die direkte Meldung der Inhalte an eine staatliche Anti-Diskriminierungseinrichtung oder die Polizei. Eine Variante der Aktivität besteht darin, die TeilnehmerInnen ihre Beschwerde über missbräuchliche Inhalte einer Website an die Polizei oder andere Gleichbehandlungsinstanzen in ihrem Land richten zu lassen. Gemeinnützige Organisationen wie INACH sind ebenfalls in mehreren Ländern aktiv und haben Meldeverfahren eingerichtet. Sie können auch das Beispiel von True Vision in Großbritannien verwenden: www.report-it.org.uk.
In Österreich berichtet ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit alljährlich im Rassismus Report über rassistische Übergriffe und Vorkommnisse. Diese Vorfälle können unter folgendem Link gemeldete werden: www.zara.or.at/index.php/beratung/rassismus-melden.
Weitere Aktivitäten
Wenn die oben genannte Variante nicht in der Übung verwendet wird, könnten die TeilnehmerInnen gebeten werden, die Websites, die sie in der Übung bearbeitet haben, weiter zu untersuchen. Sie könnten angetroffene Beispiele von Hate Speech analysieren und die Anzahl der Fälle, das Zielpublikum und die "Schwere" der Beispiele notieren. Wenn sie eine signifikante Anzahl von Fällen finden, sollten nach Abschluss der Analyse einige der folgenden möglichen Handlungsweisen vorgeschlagen werden:
- Beispiele und Analyse an Hate Speech Watch posten (www.nohatespeechmovement.org/hatespeech-watch) und mit anderen AktivistInnen diskutieren, was zu tun ist.
- Die schlimmsten Beispiele und die Analyse an den/die Website-EigentümerIn schicken, wobei die Nutzungsbedingungen als Beleg für die Beschwerde eingesetzt werden sollten.
- Wenn die Seite eine Social Media-Seite ist, könnte man auf der Seite ein Profi anlegen und dort die Ergebnisse publizieren (siehe als Beispiel www.nohatespeechmovement.org/hate-speech-watch).
- Stufen Sie die Beispiele danach ein, wie extrem sie sind (Anleitungen siehe "Sag’s schlimmer"). Danach werden Strategien für unterschiedliche Fälle entwickelt, zum Beispiel auf einige Posts oder PosterInnen zu reagieren, die falsche Information verbreiten.
- Sehen Sie sich das Online-Tool EULAlyzer (www.brightfort.com/eulalyzer.html) an, das es UserInnen ermöglicht, Nutzungsbedingungen zu scannen, und interessante Formulierungen oder Begriffe sowie Hauptpunkte hervorhebt, deren sich UserInnen bewusst sein sollten.
Downloads
• Fragebogen [121,5 KB]
• Hintergrundinformation [59 KB]
Link- und Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Hate Speech/Hassrede | Diskriminierung
Kampagnenwebsite des No Hate Speech Movement (in Englisch und Französisch): www.nohatespeechmovement.org
Nationales Komitee "No Hate Speech" in Österreich:
www.bmfj.gv.at/jugend/lebensqualitaet-miteinander/nohatespeech.html
Initiative für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende zum sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien: www.saferinternet.at
ISPA - Internet Service Providers Austria: Infobroschüren zu Hasspostings, Internet sicher nutzen etc.
KOMPASS - Handbuch der Menschenrechtsbildung für die schulische und außerschulische Jugendarbeit (akt. 2020)
www.bpb.de/shop/lernen/weitere/314731/kompass
Kompass Online-Handbuch Menschenrechtsbildung:
www.kompass-menschenrechte.de