Gruppe X
Dauer | 1-2 Unterrichtseinheiten |
Schulstufe | ab der 10. Schulstufe |
Zielsetzungen | • Beschäftigung mit der Tatsache, dass Opfer von Hate Speech häufig auch vieler anderer Menschenrechte beraubt sind • Bewusstsein schaffen für die Rechte von Roma und Sinti und die Menschenrechtsverletzungen, denen sie häufig ausgesetzt sind • Rechte in der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) auf reale Beispiele beziehen |
Kompetenzen | Sachkompetenz, Urteilskompetenz |
Materialien | • Kopien der Informationen über Gruppe X (siehe Downloads) • Mehrere Kopien der EMRK (gekürzte Fassung, siehe Downloads) • Flipchart-Papier und Filzstifte • Scheren und Klebstoff |
Methoden | Gruppenarbeit, Visualisierung |
Vorbereitung | Bereiten Sie einen Bogen Flipchart-Papier pro Kleingruppe vor. Kleben Sie die Informationen über Gruppe X in die Mitte des Papiers. |
Quelle |
Europarat (Hrsg.): Bookmarks. Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung. Übers. a.d. Engl.: Brita Pohl. Wien: Edition polis, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2017. ISBN 978-3-902659-14-9. |
Aktualisiert | 30.3.2018 |
Ablaufbeschreibung
1. Schritt:
Lesen Sie die Geschichte über Gruppe X (siehe Downlaods) vor. Erklären Sie, dass alle Beispiele, die in der Erzählung vorkommen, für die Erfahrungen der Mitglieder einer bestimmten Minderheit typisch sind, einer Minderheit, die kein eigenes Land hat, die aber in vielen Ländern der Welt vertreten ist. Geben Sie den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, die Minderheit zu erraten, und bestätigen Sie danach, dass die Beispiele typische Erfahrungen von Roma und Sinti in ganz Europa wiedergeben.
2. Schritt:
Bitten Sie um kurze Reaktionen auf den Text. Erklären Sie, dass die meisten Beispiele in europäischen Ländern als Menschenrechtsverletzungen gelten. Frischen Sie das Gedächtnis der TeilnehmerInnen bezüglich der Menschenrechte im Allgemeinen und der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) im Besonderen auf. Benutzen Sie die Hintergrundinformationen aus dem Handout "Betroffene Rechte" (siehe Downloads).
3. Schritt:
Erklären Sie, dass die TeilnehmerInnen in Kleingruppen (4 bis 5 Personen) mit einer gekürzten Fassung der EMRK arbeiten werden, um die Beispiele im Text mit den Rechten zu verbinden, die in der Konvention enthalten sind.
4. Schritt:
Verteilen Sie Kopien der EMRK (siehe Downloads) und klären Sie alle Fragen bezüglich des Inhalts der Rechte.
5. Schritt:
Bitten Sie die TeilnehmerInnen, Kleingruppen zu bilden – etwa 5 Personen pro Gruppe – und geben Sie jeder Gruppe einen der Flipchart-Bögen mit dem Text über Gruppe X. Sie sollen auf dem Flipchart-Papier alle Verbindungen zwischen der Geschichte des Kindes und spezifischen Menschenrechten markieren.
6. Schritt:
Geben Sie den Gruppen etwa 20 Minuten, um die Zuordnung abzuschließen. Hängen Sie die fertigen Flipchart-Bögen an die Wand und geben Sie den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, sich die der anderen Gruppen anzusehen – und Ähnlichkeiten und Unterschiede festzustellen.
7. Schritt:
Gehen Sie zur Nachbereitung über.
Nachbereitung
Holen Sie die Gruppe wieder zusammen und verwenden Sie einige der folgenden Fragen, um die Aktivität nachzubereiten:
- Hat es euch überrascht, wie vielen unterschiedlichen Rechtsverletzungen Roma und Sinti häufig ausgesetzt sind? Glaubt ihr, dass solche Fälle in unserem Land vorkommen?
- Habt ihr je Beispiele von verbalen Angriffen auf Sinti und Roma gehört oder erlebt? Habt ihr im Internet etwas gesehen?
- Stellt euch vor, ihr stoßt auf einem Profil in einem sozialen Netzwerk auf einen gehässigen Kommentar über Roma und Sinti: Was würdet ihr tun? Glaubt ihr, es würde etwas verändern, wenn die Leute gegen solche Kommentare protestieren oder stattdessen positive Geschichten posten würden?
Benutzen Sie folgende Fragen für die Klärung von eventuellen Vorurteilen der TeilnehmerInnen gegenüber Roma und Sinti:
- Die VerfasserInnen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (und der Europäischen Menschenrechtskonvention) waren der Meinung, dass man niemanden aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einer "Gruppe" beurteilen sollte. Seid ihr auch dieser Meinung?
- Was denkst du über den Kommentar des Kindes, dass es in jeder Gemeinschaft Kriminelle gibt, wir deshalb aber trotzdem nicht sagen, dass alle Mitglieder dieser Gemeinschaft kriminell sind. Warum sagen wir das über "alle Sinti und Roma", wenn wir doch nicht "alle Sinti und Roma" kennen?
- Die VerfasserInnen der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte waren auch der Meinung, dass es bestimmte Dinge gibt, die niemandem angetan werden sollten, unabhängig von dessen Verhalten. Seid ihr auch dieser Meinung?
- Wie würdet ihr euch fühlen, wenn ihr ständig von anderen beschimpft würdet? Wie würdet ihr euch verhalten?
- Was wisst ihr über das Leben der Roma-Gemeinschaften? Über ihre Probleme?
Moderationstipps
- Es kann sein, dass viele TeilnehmerInnen starke Vorurteile gegenüber Roma und Sinti haben. Versuchen Sie eine Diskussion darüber zu vermeiden, bevor die Gruppen an den Flipcharts gearbeitet haben. Verwenden Sie Fragen aus der Nachbereitung, um dieses Problem nach der Aktivität zu bearbeiten.
- Erklären Sie den Gruppen während der Arbeit an den Flipcharts, dass sie jede Methode anwenden können, um die Verbindungen zu den Menschenrechten zu veranschaulichen: Sie können das Informationsblatt zerschneiden, die Karten ausschneiden und auf das Flipchart kleben, mit Filzstift die Artikel aufschreiben, Pfeile malen usw. Wenn ihnen die Karten für bestimmte Rechte ausgehen, sollen sie ihre Fantasie benutzen, um weitere Verbindungen abzubilden.
- Die Erzählung ist kein realer Bericht von einem Romakind, sie könnte aber so in fast jedem europäischen Land spielen. Verwenden Sie die Links, um weiter über die beschriebenen Menschenrechtsverletzungen zu sprechen.
- Sie können den TeilnehmerInnen erklären, dass nicht alle unsere Menschenrechte in den Karten vorkommen. Die EMRK deckt nur einige unserer Menschenrechte ab und nur einige der Rechte aus der EMRK wurden aufgenommen.
- Benutzen Sie die Ressource "Betroffene Rechte" (s. Handout 2), um die erarbeiteten Flipcharts zu besprechen. Beachten Sie, dass viele der Rechtsverletzungen in der Geschichte mehr als ein Recht und fast alle das Recht auf Freiheit von Diskriminierung betreffen.
- Erinnern Sie die TeilnehmerInnen daran, dass Menschenrechtsverletzungen sich leicht von "normalen" Verbrechen unterscheiden: Sie beziehen sich auf das Verhalten von Regierungen oder Personen in offiziellen Positionen wie LehrerInnen, PolizistInnen oder Gefängnisbedienstete. Personen im öffentlichen Dienst dürfen die Rechte anderer nicht verletzen, müssen aber auch gewährleisten, dass deren Rechte nicht von anderen verletzt werden. Wenn die Polizei eine Beschwerde über Menschenrechtsverletzungen nicht ernst nimmt, könnte sie damit ihre menschenrechtliche Verantwortung vernachlässigen.
Variante
Die Aktivität könnte auch auf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte anstatt der Europäischen Menschenrechtskonvention beruhen.
Weitere Aktivitäten
Fordern Sie die TeilnehmerInnen auf, die Situation der Roma und Sinti in Österreich zu recherchieren. Verschiedene Gruppen könnten unterschiedliche Themen bearbeiten.
Alternativ könnten die TeilnehmerInnen auf Websites, die sie häufig besuchen, nach negativen Kommentaren über Roma und Sinti suchen. Beispiele könnten über die Kampagnenseite an Hate Speech Watch gemeldet werden (www.nohatespeechmovement.org/hate-speech-watch).
Sie können die im Europarat entwickelten Datenblätter zur Geschichte der Roma und Sinti benutzen, um die TeilnehmerInnen mit der vergangenen und gegenwärtigen Situation der Roma in Europa vertraut zu machen (weitere Informationen: www.coe.int/t/dg4/education/roma/histoCulture_en.asp).
Downloads
• Informationen über Gruppe X [pdf, 60 KB]
• Betroffene Rechte [pdf, 60 KB]
• Europäische Menschenrechtskonvention (gekürzte Fassung) [pdf, 4,5 KB]
Link- und Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Hate Speech/Hassrede | Diskriminierung | Minderheit
polis aktuell 8/2019: Roma in Österreich. Emanzipation einer Volksgruppe
Kampagnenwebsite des No Hate Speech Movement (in Englisch und Französisch): www.nohatespeechmovement.org
Nationales Komitee "No Hate Speech" in Österreich:
http://www.bmfj.gv.at/jugend/lebensqualitaet-miteinander/nohatespeech.html
Initiative für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende zum sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien: www.saferinternet.at
ISPA – Internet Service Providers Austria: Infobroschüren zu Hasspostings, Internet sicher nutzen etc.
KOMPASS - Handbuch der Menschenrechtsbildung für die schulische und außerschulische Jugendarbeit (akt. 2020)
www.bpb.de/shop/lernen/weitere/314731/kompass
Kompass Online-Handbuch Menschenrechtsbildung:
www.kompass-menschenrechte.de