Faktencheck
Dauer | 1-2 Unterrichtseinheiten |
Schulstufe | ab der 10. Schulstufe |
Zielsetzungen | • Zuverlässigkeit von Informationen im Internet einschätzen • Sensibilisierung für die Probleme junger homosexueller Menschen, die im Internet mit Hate Speech konfrontiert sind • Eigenes Verhalten in Bezug auf Inhalte im Internet überdenken |
Kompetenzen | Urteilskompetenz, Handlungskompetenz |
Materialien | Internetzugang; Papier und Stifte; Flipchart und Filzstifte |
Methoden | Recherchearbeit in Kleingruppen, Präsentation |
Vorbereitung | • Internetzugang für die TeilnehmerInnen • Kopien der Aufgaben für die Recherche (siehe Handout 1 unter Downlaods) sowie des Monitoringblatts (Handout 2) • Optional: Bitten Sie um Freiwillige, die die "Monitoringrolle" übernehmen. Ungefähr die Hälfte der Gruppe ist dazu notwendig. Zeigen sie ihnen das Monitoringblatt und stellen Sie sicher, dass sie verstanden haben, welche Informationen sie suchen und wie sie das Raster ausfüllen sollen. |
Quelle |
Europarat (Hrsg.): Bookmarks. Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung. Übers. a.d. Engl.: Brita Pohl. Wien: Edition polis, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2017. ISBN 978-3-902659-14-9. |
Aktualisiert | 18.2.2017 |
Ablaufbeschreibung
1. Schritt:
Erklären Sie, dass sich die Aktivität mit der Nutzung des Internets als Informationsquelle beschäftigt. Fragen sie, wie die TeilnehmerInnen das Internet für diesen Zweck nutzen und ob sie Lieblingsseiten haben.
2. Schritt:
Legen Sie den TeilnehmerInnen das folgende Szenario vor und versichern Sie sich, dass alle die Aufgabe verstanden haben.
Nach einer Reihe homophober Angriffe auf junge Homosexuelle – besonders auf Websites und in Videos – und intensivem Lobbying durch Interessensverbände soll im Parlament eine Debatte zu diesem Thema stattfinden. Die Regierung hat einen Gesetzesvorschlag vorgelegt, der Budgetgelder für Bildungsmaßnahmen gegen homophobe Haltungen und Unterstützung für junge Homosexuelle bereitstellen soll. Die größten Oppositionsparteien sind alle gegen das neue Gesetz.
Stellt euch vor, ihr arbeitet für eine/n PolitikerIn, der/die in der Debatte eine Rede halten wird. Sie/er hat euch gebeten, für ihre/seine Rede ein Informationspaket mit Stichpunkten für die Debatte zusammenzustellen. Ihr habt für eine vorläufige Recherche 20 Minuten Zeit.
3. Schritt:
Es wird in Kleingruppen zu vier Personen gearbeitet, wobei zwei Personen mit der Recherche beauftragt sind und zwei die "Methodik" der Recherchierenden beobachten. Erklären Sie, dass Recherche eine geeignete Methodik verlangt! Fragen Sie, ob den TeilnehmerInnen wichtige Aspekte für die Recherche einfallen, und legen Sie auf einem Flipchart eine Liste davon an.
4. Schritt:
Bitten Sie für die BeobachterInnenrolle um Freiwillige, wenn das nicht bereits geschehen ist. Geben Sie ihnen Kopien des Monitoringblatts (Handout 2) und stellen Sie sicher, dass sie die Aufgabe verstehen. Teilen Sie den Rest der Gruppe so ein, dass ungefähr gleich viele für die Regierung und die verschiedenen Oppositionsparteien arbeiten. Verteilen Sie die Aufgabenkarten (Handout 1) an die Gruppen.
5. Schritt:
Die TeilnehmerInnen haben für ihre Recherche 30 Minuten Zeit. Schlagen Sie vor, dass sie die ersten 20 Minuten dazu nutzen, relevante Informationen zu suchen, und am Ende 10 Minuten damit verbringen, sich auf die Hauptpunkte zu einigen, die sie ihrem/ihrer ParlamentarierIn präsentieren werden.
6. Schritt:
Wenn die Gruppen mit ihrer Aufgabe fertig sind, bitten Sie sie, von den Computern wegzugehen. Geben Sie ihnen weitere 5 bis 10 Minuten, damit die BeobachterInnen ihrer Gruppe zu ihren wichtigsten Beobachtungen Feedback geben können.
7. Schritt:
Bitten Sie die Recherchierenden, die Hauptpunkte zu präsentieren, die sie für die Rede ihres Parlamentariers/ihrer Parlamentarierin ausgewählt haben. Sie können als Liste präsentiert werden: Die TeilnehmerInnen sollen sich vorstellen, dass sie den Parlamentarier/die Parlamentarierin informieren und nicht selbst die Rede halten!
8. Schritt:
Geben Sie nach jeder Präsentation genügend Zeit, damit die BeobachterInnen ihre Ergebnisse präsentieren und den anderen Gruppen zu den präsentierten Informationen oder zur angewandten Strategie Fragen stellen können. Danach bitten Sie die TeilnehmerInnen zur Nachbereitung der Aktivität.
Nachbereitung
Fragen über Recherche und Information der ParlamentarierInnen:
- Ist euch die Aufgabe leicht gefallen? Was war für euch am schwierigsten?
- Wie habt ihr entschieden, welche Websites ihr als Informationsquelle benutzt? Wie sehr habt ihr euch um die "Vertrauenswürdigkeit" der Websites oder die "Wahrheit" der Informationen gekümmert, die ihr ausgewählt habt?
- War es euch wichtiger, Informationen zu finden, die die Position eures Parlamentariers/eurer Parlamentarierin stützen, oder einen "objektiven" Überblick über das Thema zu geben? Was sollte eurer Meinung nach ein echter Rechercheur/eine echte Rechercheurin tun?
- Habt ihr nach Beispielen von Hate Speech gegen Homosexuelle gesucht? Wenn einige Gruppen das nicht getan haben, glaubt ihr, dass es relevant gewesen wäre?
- Glaubt ihr, dass euer Parlamentarier/eure Parlamentarierin mit eurer Recherche zufrieden gewesen wäre? Glaubt ihr, dass diejenigen, die er/sie vertritt, zufrieden wären?
Fragen zur Nutzung des Internets zu Recherchezwecken:
- Habt ihr etwas Wichtiges darüber herausgefunden, wie man das Internet für Recherchen nutzt? Möchtet ihr die Liste von Überlegungen ergänzen, die am Anfang der Übung zusammengestellt wurde?
- Hat es euch überrascht, wie unterschiedlich die recherchierten Informationen sind? Wie erklärt ihr euch das?
- Nennt ein paar Methoden, wie man prüfen kann, ob eine Website zuverlässig ist oder ob man Informationen trauen kann. Macht ihr das gewöhnlich?
Fragen zu Homophobie und Hate Speech im Internet:
- Habt ihr Beispiele von Diskriminierung oder Beschimpfung gefunden?
- Habt ihr Informationen gefunden, die "falsch" oder "unfair" waren?
- Worin besteht das Risiko, wenn man allen erlaubt, ihre Meinung online zu posten? Was könntet ihr tun, um das Risiko zu verringern, dass andere Leute diese Meinungen als "Tatsachen" nehmen?
Moderationstipps
- Die Übung ist effizienter, wenn die BeobacherInnen im Vorhinein eine Einführung erhalten. Wenn das möglich ist, könnten Sie für jede Kleingruppe nur eine/einen BeobachterIn und dafür mehr Personen, die recherchieren, vorsehen.
- Die Recherchierenden sollten sich von den BeobachterInnen nicht "überprüft" fühlen. Sie könnten ihnen erklären, dass die Aufgabe der BeobachterInnen darin besteht, sich unterschiedliche Recherchemethoden anzusehen, und dass diese Aufgabe auf unterschiedliche Weise gelöst werden kann!
- Sie können sich entscheiden, den Recherchierenden das Monitoringblatt nicht zu zeigen: In diesem Fall würden sie nicht auf einige Hauptaspekte aufmerksam gemacht und das Ergebnis wäre interessanter. Allerdings kann das auch den Druck auf die Recherchierenden erhöhen. Wenn ihnen das Blatt gezeigt wird, ermöglicht das eine bessere Zusammenarbeit zwischen BeobachterInnen und Recherchierenden.
- In der Nachbereitung könnten Sie sich damit beschäftigen, ob die Recherche davon beeinflusst wird, welches "Ergebnis" man finden will. Das könnte dazu genutzt werden, die TeilnehmerInnen zu fragen, wie sie im Allgemeinen auf Informationen reagieren, die sie sehen, aber nicht glauben wollen!
- Eine der Gefahren von so verbreiteter Desinformation und stark tendenziösen Darstellungen im Internet ist, dass sie leicht als "Tatsachen" in Umlauf gebracht werden können. Man könnte untersuchen, ob die TeilnehmerInnen denken, dass sie "Tatsachen" weitergegeben haben könnten, die sie im Internet gesehen haben, und ob diese Informationen möglicherweise der Verbreitung von Vorurteilen gegenüber bestimmten Gruppen oder Personen gedient haben könnten.
- Die Checkliste mit den Hintergrundinformationen über Internetkompetenz könnte zur Ergänzung der Vorschläge der TeilnehmerInnen herangezogen werden, um die Verlässlichkeit von im Internet geposteten Informationen prüfen zu können. Es sollte betont werden, dass Information und Meinung kaum getrennt voneinander existieren. Es gibt viele Möglichkeiten, Informationen so zu präsentieren, dass eine bestimmte Ansicht gestützt wird. Das Weglassen von Beispielen homophober Hate Speech zum Beispiel erweckt den Eindruck, sie stelle kein Problem dar!
- Man könnte mit einer Suche Internet-Enten zurückverfolgen und mit den TeilnehmerInnen diskutieren, wie Falschmeldungen dazu beitragen, Hate Speech zu schüren.
Varianten
Man könnte eine andere "Zielgruppe" wählen, über die die TeilnehmerInnen recherchieren sollen, zum Beispiel Frauen, Sinti und Roma oder andere ethnische Minderheiten, Asylsuchende etc. Man könnte die Übung auch ohne BeobachterInnen durchführen und jede/r Einzelne "beobachtet" sich selbst. Sie sollten in diesem Fall das Monitoringblatt im Vorfeld mit der Gruppe durchgehen und sie bitten, ihre eigenen Recherchemethoden zu prüfen.
Weitere Aktivitäten
- Die TeilnehmerInnen könnten die Liste der Überlegungen zur Durchführung von Internetrecherchen verfeinern und ihre eigenen Richtlinien entwerfen. Sie könnten auch eine Checkliste zum Teilen von Informationen mit anderen zusammenstellen und sie mit anderen AktivistInnen auf der Website der No Hate Speech-Bewegung teilen. Viel Hate Speech wird von Menschen verbreitet, die unbedacht Meinungen teilen, die tendenziös und für andere verletzend sind.
- Sie könnten Monitoringblatt (Handout 2) – oder auch eine selbst erstellte Checkliste – an einigen beliebten Nachrichtenseiten ausprobieren. Oft ist Journalismus dafür verantwortlich, Vorurteile gegenüber gesellschaftlichen Gruppen zu verbreiten. Dadurch können LeserInnen dazu ermutigt werden zu denken, diese Gruppen zu beschimpfen sei "akzeptabel".
- Weitere pädagogische Übungen über Desinformationsstrategien, die Sie mit Ihrer Gruppe/Klasse durchführen können, finden Sie unter www.klicksafe.de/service/fuer-lehrende/zusatzmodule-zum-lehrerhandbuch/#c22294. Fordern sie die TeilnehmerInnen auf, die Websites zu präsentieren, die sie am meisten benutzen, um im Internet Informationen zu finden, und prüfen Sie gemeinsam, wie zuverlässig und unparteiisch diese Websites sind.
Downloads
Handout 1: Aufgaben für die Recherche [pdf, 50 KB]
Handout 2: Monitoringblatt [pdf, 56 KB]
Link- und Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Hate Speech/Hassrede | Diskriminierung
Kampagnenwebsite des No Hate Speech Movement (in Englisch und Französisch): www.nohatespeechmovement.org
Nationales Komitee "No Hate Speech" in Österreich:
www.bmfj.gv.at/jugend/lebensqualitaet-miteinander/nohatespeech.html
Initiative für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende zum sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien: www.saferinternet.at
ISPA - Internet Service Providers Austria: Infobroschüren zu Hasspostings, Internet sicher nutzen etc.
KOMPASS - Handbuch der Menschenrechtsbildung für die schulische und außerschulische Jugendarbeit (akt. 2020)
www.bpb.de/shop/lernen/weitere/314731/kompass
Kompass Online-Handbuch Menschenrechtsbildung:
www.kompass-menschenrechte.de