Neue Spielregeln
Dauer | 1-2 Unterrichtseinheiten |
Schulstufe | ab der 9. Schulstufe |
Zielsetzungen | • Beschäftigung mit dem Problem sexistischer Beschimpfung im Internet, besonders in der Gaming-Community • Kompetenzen der Internet-Kampagnenführung entwickeln • Die TeilnehmerInnen in die No Hate Speech-Bewegung einbinden |
Kompetenzen | Handlungskompetenz |
Materialien | Flipchart-Papier und Filzstifte |
Methoden | Gruppenarbeit, Entwicklung einer Kampagne |
Vorbereitung | • Die "Anleitungskarten" und Beispiele von Hate Speech (siehe unter Downloads) werden kopiert (oder mittels Overheadfolie projiziert) • Machen Sie sich mit der No Hate Speech-Bewegung (Kapitel 2 des Handbuchs Bookmarks oder auf der Kampagnenplattform www.nohatespeechmovement.org) vertraut. |
Quelle |
Europarat (Hrsg.): Bookmarks. Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung. Übers. a.d. Engl.: Brita Pohl. Wien: Edition polis, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2017. ISBN 978-3-902659-14-9. |
Aktualisiert | 18.2.2017 |
Ablaufbeschreibung
1. Schritt:
Die TeilnehmerInnen erhalten das Handout 2 (siehe Downloads) und werden nach ihren Ansichten befragt. Wenn nötig, regen Sie die Diskussion mit einigen Fragen an, zum Beispiel:
– Wie fühlt sich eurer Meinung nach eine Frau, wenn sie so eine Nachricht bekommt?
– Glaubt ihr, dass solche Beschimpfungen häufig vorkommen?
– Was denkt eurer Meinung nach eine Frau, die an einem Spiel teilnehmen will und viele solche Kommentare über andere Spielerinnen sieht?
2. Schritt:
Erklären Sie den TeilnehmerInnen, dass Beschimpfungen von Frauen extrem häufig sind, nicht nur in der Online-Gaming-Community, sondern auch in anderen Online-Interaktionen. Sie könnten fragen, ob jemand bei eigenen Online-Aktivitäten Beispiele erlebt hat und ob Teilnehmerinnen selbst solchen Beschimpfungen ausgesetzt waren.
3. Schritt:
Erklären Sie, dass das alles Beispiele von Hate Speech im Internet sind und dass Hate Speech eine Menschenrechtsverletzung ist. Wenn solche Dinge Frauen oder Mädchen gegenüber offline geäußert würden, wäre das illegal.
4. Schritt:
Informieren Sie die TeilnehmerInnen darüber, dass der Europarat eine europaweite Kampagne initiiert hat, die Jugendliche dazu motivieren soll, gegen Hate Speech im Internet aufzutreten. Informieren Sie die Gruppe mit Hilfe der Informationen unten oder aus Kapitel 2 des Handbuchs Bookmarks über die Kampagne. Sie können auch die Kampagnenwebsite unter www.nohatespeechmovement.org nutzen.
Die Kampagne des Europarats gegen Hate Speech im Internet wurde initiiert, um das Problem der Hate Speech im Internet zu bekämpfen. Hate Speech wird im Internet immer häufiger und droht, den Zielgruppen oder -individuen ebenso wie der gesamten Gesellschaft ernsthaften Schaden zuzufügen. Die Kampagne soll auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen, etwa durch Schaffung von Bewusstsein über das Problem, Bearbeiten von Einstellungen und Vorurteilen, die dem Online-Hass zugrunde liegen, Mobilisieren Jugendlicher, dagegen aufzutreten, Unterstützung und Aufbau von Solidarität für die Opfer von Online-Hass, usw. Alle Jugendlichen sind aufgerufen, sich dieser Bewegung anzuschließen.
5. Schritt:
Erklären Sie, dass die Übung sich mit verschiedenen Möglichkeiten beschäftigen wird, wie die Gruppe sich an der Kampagne beteiligen kann, indem sie sich den Sonderfall der sexistischen Beschimpfung von Online-Gamerinnen genauer ansieht. Die TeilnehmerInnen entwickeln ihre eigene "Mini-Kampagne" zu diesem Problem. Sie arbeiten in Kleingruppen, um verschiedene Arten zu erkunden, wie man unterschiedliche Zielgruppen ansprechen kann, die einen Bezug zu diesem Problem haben.
6. Schritt:
Zeigen Sie den TeilnehmerInnen die Liste von "Zielgruppen" und fordern Sie dazu auf, eine davon auszusuchen, um in der Übung damit zu arbeiten. Versuchen Sie die Kleingruppen ungefähr gleich groß zu halten.
Gruppe 1: Gamerinnen
Gruppe 2: diejenigen, die Gamerinnen beschimpfen oder dazu neigen könnten
Gruppe 3: andere Gamer (die sich nicht unbedingt an den Beschimpfungen beteiligen, sie aber auch nicht verhindern)
Gruppe 4: "politische VerantwortungsträgerInnen", lokale oder nationale Parlamentsabgeordnete, Ministerien etc.
Gruppe 5: Online-Provider, wie etwa Website-EigentümerInnen, Internetprovider, AdministratorInnen von Online-Communitys
Gruppe 6: die breite Öffentlichkeit, um ihr den Ernst dieses Problems verständlich zu machen und sie zur Unterstützung der Kampagne zu motivieren
7. Schritt:
Jede Gruppe erhält einen Bogen Flipchart-Papier und ihre Anleitungskarte (siehe Handout 1). Die Kleingruppen haben etwa 20 Minuten Zeit, um über die spezifischen Methoden nachzudenken, mit denen sie ihre Zielgruppe ansprechen können. Erinnern Sie daran, dass sie mit unterschiedlichen Zielgruppen arbeiten: Sie sollten sich auf die Methoden und Botschaften konzentrieren, die am wahrscheinlichsten die Aufmerksamkeit ihrer Zielgruppe erregen und einen positiven Beitrag zur Kampagne leisten. Eine gute Kampagne holt möglichst viele Leute ins Boot!
8. Schritt:
Nach etwa 20 Minuten präsentieren die Gruppen ihre Vorschläge. Planen Sie genügend Zeit für klärende Fragen und Kommentare ein.
9. Schritt:
Erklären Sie, dass man für das Entwickeln einer echten Kampagnenstrategie mehr als 15 Minuten braucht! Sehr oft werden anfängliche Vorschläge modifiziert oder sogar zugunsten anderer Ideen verworfen. Eine gute Strategie wird oft von vielen Menschen gemeinsam über viele Monate hinweg erarbeitet und kann auch getestet werden, bevor sie tatsächlich umgesetzt wird. Die Nachbereitung beschäftigt sich mit den Ansichten der TeilnehmerInnen über ihren "Erstentwurf" einer Strategie.
Nachbereitung
Fragen zu Strategie und Online-Kampagnen:
- Ist es euch leicht gefallen, über Online-Aktionen nachzudenken? Welche Vor- und Nachteile haben Online-Aktionen?
- Wart ihr mit eurem Strategievorschlag zufrieden? Seht ihr Probleme in der Umsetzung voraus?
- Glaubt ihr, dass eure Kampagne durch zusätzliche Offline-Aktionen verbessert werden könnte? Habt ihr Vorschläge?
- Glaubt ihr, dass eure Strategie gut auf eure Zielgruppe ausgerichtet ist? Wie seid ihr dabei vorgegangen?
Fragen zu Sexismus und Beschimpfung im Internet:
- Ist es wichtig, das Problem von Sexismus im Online-Gaming-Bereich anzusprechen? Warum oder warum nicht?
- Ist es wichtig, Hate Speech im Internet im Allgemeinen anzusprechen? Warum oder warum nicht?
- Glaubt ihr, dass ihr hinsichtlich dieser Probleme etwas verändern könnt? Seid ihr dazu motiviert?
- Habt ihr das Gefühl, aus dieser Übung etwas "gelernt" zu haben? Habt ihr eure Meinung irgendwie geändert, oder versteht ihr jetzt etwas besser?
Moderationstipps
- Möglicherweise halten Sie die Beispiele von Beschimpfungen für Ihre Gruppe/Klasse nicht für geeignet. Sie können sie bearbeiten, die anstößigsten Aussagen entfernen oder eigene Beispiele bringen. Es ist auch wahrscheinlich, dass Teilnehmerinnen im Internet bereits sexistische Beschimpfungen erlebt haben: Sie können auch die Gruppe/Klasse um Beispiele bitten.
- Die Übung gewinnt durch einen großzügigeren Zeitrahmen: Wenn es möglich ist, können Sie den Gruppen für die Strategiebesprechung 30 Minuten geben und ihnen erlauben, die Kampagnenwebsite oder andere Online-Kampagnen zu konsultieren.
- Bei kleinen Gruppen/Klassen müssen nicht alle Zielgruppen bearbeitet werden: Wählen Sie diejenigen aus, die für Ihre Gruppe/Klasse am relevantesten erscheinen.
- Viele Methoden und Botschaften werden für die unterschiedlichen Zielgruppen ähnlich sein: Der Zweck, sich auf eine zu konzentrieren, besteht darin, die Aufmerksamkeit der TeilnehmerInnen auf die speziellen Botschaften zu fokussieren, die bei ihrer Zielgruppe wahrscheinlich am besten ankommen.
- Achten Sie bei der Kleingruppenarbeit auf die Genderverteilung. Idealerweise sollte sie ausgeglichen sein.
- Ermutigen Sie die anderen Kleingruppen dazu, während der Vorstellung der Strategien "konstruktive Kritik" zu üben. Sie können vorschlagen, immer zuerst etwas Positives über die Strategie zu sagen und dann Vorschläge zu bringen, wie sie verbessert werden könnte.
Varianten
Die Gruppenarbeit könnte den TeilnehmerInnen als Projektarbeit über eine Woche aufgegeben werden. Sie könnten animiert werden, auf anderen Websites zu recherchieren, das Ausmaß des Problems zu untersuchen und die Gesetze und Vorschriften anzusehen, die im Zusammenhang mit sexistischen Beschimpfungen im Internet bestehen.
Die TeilnehmerInnen könnten sich bei ihrer Planung auch auf ein anderes Problem konzentrieren, etwa Rassismus im Internet, Cybermobbing oder Sexismus im gesamten Internet. Es könnte auch jede Gruppe ihr eigenes Problem wählen; in diesem Fall ist es trotzdem sinnvoll, eine spezifische Zielgruppe zu definieren.
Weitere Aktivitäten
- Die TeilnehmerInnen könnten an die Thematik Sexismus im Gamingbereich anschließen, indem sie etwa ihre eigenen Recherchen zum Ausmaß des Problems anstellen. Kleingruppen könnten sich bestimmte Spiele ansehen und Fälle von Hate Speech aufzeichnen. Diese könnten an Hate Speech Watch und gegebenenfalls auch an die Websites selbst gemeldet werden.
- Die TeilnehmerInnen könnten die vielversprechendsten Strategien weiterentwickeln und später umsetzen! Sie könnten ihre Profile in den sozialen Netzwerken, Onlineforen oder andere Kommentarbereiche nutzen, um Informationen zu diesem Problem zu verbreiten und Bewusstsein zu schaffen.
- Wenn TeilnehmerInnen Online-GamerInnen sind, können sie das Problem auch mit anderen Online-GamerInnen besprechen. Sie könnten auch Schlüsselbotschaften entwickeln und diese benutzen, wenn bei ihren Spielen solche Beschimpfungen vorkommen.
- Laden sie die TeilnehmerInnen dazu ein, einige der Spiele vorzustellen, die sie kennen, und diskutieren Sie Hate Speech im Gamingbereich.
Downloads
Handout 1: Anleitungskarten [pdf, 130 KB]
Handout 2: Beispiele von Hate Speech [pdf, 177 KB]
Link- und Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Hate Speech/Hassrede | Diskriminierung
Kampagnenwebsite des No Hate Speech Movement (in Englisch und Französisch): www.nohatespeechmovement.org
Nationales Komitee "No Hate Speech" in Österreich:
www.bmfj.gv.at/jugend/lebensqualitaet-miteinander/nohatespeech.html
Initiative für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende zum sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien: www.saferinternet.at
ISPA - Internet Service Providers Austria: Infobroschüren zu Hasspostings, Internet sicher nutzen etc.
KOMPASS - Handbuch der Menschenrechtsbildung für die schulische und außerschulische Jugendarbeit (akt. 2020)
www.bpb.de/shop/lernen/weitere/314731/kompass
Kompass Online-Handbuch Menschenrechtsbildung:
www.kompass-menschenrechte.de