Eine neue Moschee in Hintertupfing
Dauer | 3 Unterrichtseinheiten |
Schulstufe | ab der 10. Schulstufe |
Zielsetzungen | • Beschäftigung mit den Rechten religiöser Minderheiten und ihrem Zusammenhang mit Hate Speech im Internet • Kompetenzen für Online-Diskussionen und Analyse entwickeln • Förderung von Toleranz gegenüber anderen Menschen oder Glaubensrichtungen durch Diskussionen und Partizipation |
Kompetenzen | Urteilskompetenz, Handlungskompetenz |
Materialien | • Internetzugang – mindestens 5 Computer • Platz für Kleingruppen • 2 ModeratorInnen • Abstimmungszettel für Gemeinderatsmitglieder (optional) |
Methoden | Simulationsspiel |
Vorbereitung | • Kopien der Handouts für alle TeilnehmerInnen (siehe unter Downloads) • Richten Sie im Internet einen geschlossenen Bereich ein. Weitere Hinweise siehe Moderationstipps. • Richten Sie Logins für die einzelnen TeilnehmerInnen ein – oder stellen Sie sicher, dass alle sich mit einem bestehenden Account einloggen können (siehe Moderationstipps). |
Quelle |
Europarat (Hrsg.): Bookmarks. Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung. Übers. a.d. Engl.: Brita Pohl. Wien: Edition polis, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2017. ISBN 978-3-902659-14-9. |
Aktualisiert | 18.2.2017 |
Ablaufbeschreibung
1. Schritt:
Lesen Sie den Text "Eine Moschee in Hintertupfing" (siehe Donwloads) vor. Erklären Sie, dass alle TeilnehmerInnen aus Hintertupfing kommen und bezüglich der Frage, ob auf einem brachliegenden Gemeindegrundstück eine neue Moschee gebaut werden soll, Unruhe herrscht.
2. Schritt:
Geben Sie allen TeilnehmerInnen eine Kopie des Handouts zum Konsultationsverfahren (siehe Downloads) und bitten Sie sie, ihre Rollen zu wählen. Gehen Sie das Konsultationsverfahren durch und stellen Sie sicher, dass es alle verstanden haben.
3. Schritt:
Weisen Sie den Einzelnen und Gruppen Plätze, wo sie sich treffen können, sowie die Computer für die Aktivität zu. Kontrollieren Sie, ob alle ein Login und Passwort haben.
4. Schritt:
Erinnern Sie diejenigen, die ein Eingangsstatement abgeben können, dass das geschehen sollte, bevor die Konsultation für die Öffentlichkeit freigegeben wird. Ermutigen Sie alle, die 30minütige Zeit vor der Konsultation zu nutzen, um
– innerhalb der Gruppe Positionen abzusprechen und Rollen oder Argumente zuzuweisen (wenn nötig)
– sich mit den VertreterInnen anderer Gruppen zu treffen
– zu kontrollieren, ob sie sich auf der Website einloggen können.
Wenn es nur beschränkten Computerzugang gibt, erinnern Sie daran, dass die Argumente kurz und bündig sein müssen, da sich vielleicht nur eine Chance bietet, den Standpunkt darzulegen!
5. Schritt:
Erklären sie den Beginn der Vor-Konsultationsphase und auch, dass die Konsultation in 30 Minuten für die Öffentlichkeit freigegeben wird.
6. Schritt:
Nach Ablauf von 30 Minuten erklären Sie den Beginn der öffentlichen Konsultation und bitten die Öffentlichkeit, die Eingangsstatements der einzelnen Gruppen zu lesen – und ihre Kommentare abzugeben. Am Ende der Konsultation erklärt der/die BürgermeisterIn die Konsultation für geschlossen. Danach treffen sich die Mitglieder des Gemeinderats zur Abstimmung. Wenn keine Meinung eine Mehrheit findet, hat der/die BürgermeisterIn die entscheidende Stimme.
7. Schritt:
Der/die BürgermeisterIn verkündet die Entscheidung. Bitten Sie die TeilnehmerInnen, ihre Stühle für die Nachbesprechung im Kreis aufzustellen.
Nachbereitung
Leiten Sie die Feedbackrunde damit ein, alle mit ihren echten Namen zu begrüßen. Das ist wichtig, damit die TeilnehmerInnen die Rollen wieder ablegen können, die sie während der Simulation gespielt haben. Fragen Sie die TeilnehmerInnen, was sie von dem Prozess halten, den sie gerade durchlaufen haben:
- Hat euch das Ergebnis der Abstimmung überrascht? Hätte es der Person, deren Rolle du gespielt hast, gepasst?
- Denkst du, dass eine Online-Konsultation eine gute Art ist, solche Fragen zu entscheiden? Welche Vor- und Nachteile hat sie?
Fragen über die Ideen, die sich in der Diskussion ergeben:
- Hat die Interaktion mit anderen Menschen oder Gruppen bewirkt, dass sich dein Zugang oder deine Haltung gegenüber einem der angesprochenen Probleme verändert hat?
- Wie leicht ist es dir gefallen, dich mit deiner Rolle zu identifizieren?
- Denkst du, dass solche Situationen auch im wirklichen Leben entstehen können? Kennst du einen ähnlichen Fall?
- Wie würdest du reagieren, wenn das in deiner Stadt/an deinem Wohnort passieren würde? Hat die Aktivität deine Einstellung irgendwie verändert?
Verknüpfung mit Hate Speech im Internet:
- Wie stehst du zu der Regel, rassistische oder beleidigende Kommentare zu löschen?
- Hat diese Regel dich dazu gebracht, anders über die Kommentare nachzudenken, die du gepostet hast?
- Wie leicht war es zu entscheiden, ob ein Kommentar gelöscht wird oder nicht?(Frage an die Website-ModeratorInnen)
- Wart ihr mit den Entscheidungen der ModeratorInnen einverstanden? (Frage an alle TeilnehmerInnen)
Moderationstipps
- Sie müssen vor Beginn der Übung eine gesicherte Website einrichten. Das könnte eine Facebook-Seite oder ein Account in einem anderen sozialen Netzwerk sein. Weitere Vorschläge finden Sie auch auf http://cooltoolsforschools.wikispaces.com/Collaborative+Tools. Sie müssen sicherstellen, dass alle einen Account haben, mit dem sie Zugriff auf die Seite haben.
- Sie brauchen für die Durchführung der Übung eine/n zweite/n ModeratorIn. Obwohl die Gruppen selbständig arbeiten sollen, könnten sie in der Vorbereitung – oder während der Konsultation – Unterstützung oder Anleitung benötigen. Während der Vorbereitungsphase kann es etwa sinnvoll sein, darauf zu achten, dass die Jugendlichen die Zeit dazu nutzen, mit anderen zu sprechen, um zu planen, was sie während der Versammlung sagen werden.
- Wenn nur wenige Computer zur Verfügung stehen, könnten Sie ein (Wort- oder) Zeitlimit setzen, damit alle die Möglichkeit haben, einen Beitrag zu posten.
- Bei der Nachbesprechung muss unbedingt vermieden werden, die Simulation zu wiederholen. Die Teilnehmenden müssen sich von der Rolle lösen, die sie in der Aktivität gespielt haben, damit sie wirklich darüber reflektieren können, was sie erlebt haben. Sie sollten sie dabei unterstützen, die Simulation aus ihrer normalen "Rolle" heraus zu betrachten und nicht aus der Perspektive ihrer angenommenen Rolle.
Varianten
Reduzieren oder limitieren Sie die Anzahl von Wörtern, die gepostet werden können – ob als erste Eingabe oder als Kommentar. Versuchen Sie, die Kommentare auf "Tweets", also 140 Zeichen, zu beschränken. Die Übung könnte über mehrere Tage laufen, dadurch ist weniger Zeit in der gemeinsamen Sitzung notwendig und Kommentare könnten von zu Hause gepostet werden. Sollten Sie keinen Zugang zu Online-Tools haben, kann die Übung auch offline vollständig entwickelt werden. In der aktuellen Form ist die Übung eine Bearbeitung einer Kompass-Übung. Weitere Informationen: http://kompass.humanrights.ch.
Weitere Aktivitäten
Welche religiösen oder ethnischen Minderheiten gibt es in Ihrem Land und wie schreiben die Medien über sie? Suchen Sie auf nationalen oder lokalen Nachrichtenseiten nach Artikeln über Gruppen, die traditionell in ein schlechtes Licht gestellt werden. Schreiben Sie an die verantwortlichen JournalistInnen – oder kommentieren Sie online, wenn die Website das erlaubt.
Werden bei Ihnen von den Gemeinden Online-Konsultationen organisiert? Können Jugendliche Online-Tools dazu nutzen, mit lokalen MandatträgerInnen zu kommunizieren? Recherchieren Sie gemeinsam mit Ihren TeilnehmerInnen im Internet und verwenden Sie, sofern vorhanden, die bestehenden Tools, um Probleme anzusprechen, die Jugendliche betreffen.
Organisieren Sie ein Treffen mit lokalen Minderheitenorganisationen, um mehr darüber zu erfahren, wie Ihre eigene Gemeinschaft mit Diversität umgeht.
Downloads
- Text "Eine Moschee in Hintertupfing" [pdf, 2,9 MB]
- Handout zum Konsultationsverfahren [pdf, 2,2 MB
- Rollenkarten [pdf, 2,3 MB]
Link- und Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Hate Speech/Hassrede | Diskriminierung | Meinungsfreiheit | Religion | Partizipation
Kampagnenwebsite des No Hate Speech Movement (in Englisch und Französisch): www.nohatespeechmovement.org
Nationales Komitee "No Hate Speech" in Österreich:
www.bmfj.gv.at/jugend/lebensqualitaet-miteinander/nohatespeech.html
Initiative für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende zum sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien: www.saferinternet.at
ISPA - Internet Service Providers Austria: Infobroschüren zu Hasspostings, Internet sicher nutzen etc.
KOMPASS - Handbuch der Menschenrechtsbildung für die schulische und außerschulische Jugendarbeit (akt. 2020)
www.bpb.de/shop/lernen/weitere/314731/kompass
Kompass Online-Handbuch Menschenrechtsbildung:
www.kompass-menschenrechte.de