Zwangsheirat
Dauer | 2-3 Unterrichtseinheiten |
Schulstufe | ab der 10. Schulstufe |
Zielsetzungen | Die SchülerInnen sollen für das Thema Zwangsheirat sensibilisiert und bezüglich der gesetzlichen Situation, der Hintergründe sowie Ursachen aufgeklärt werden. |
Lehrplanbezug | Politische Bildung, Unterrichtsprinzip Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern, Ethik |
Kompetenzen | Sachkompetenz, Urteilskompetenz |
Materialien | Kopiervorlage (siehe Downloads), Ausdrucke der Zeitungsartikel |
Methoden | Internetrecherche, Präsentation, Diskussion |
AutorInnen/Quelle |
Sabine Mandl, Matea Tadic: polis aktuell 1/2016, Zwangsheirat |
Aktualisiert | 18.2.2017 |
Ablaufbeschreibung
Zum Einstieg ins Thema:
1. Die SchülerInnen werden in vier Kleingruppen aufgeteilt und jede Gruppe erhält einen Zeitungsartikel in der Langfassung (siehe Kopiervorlage). Nachdem die Artikel durchgelesen wurden, werden die untenstehenden Fragen beantwortet und diskutiert. Die Ergebnisse werden auf einem Flipchart oder der Tafel festgehalten.
- Wer ist von Zwangsheirat betroffen?
- Warum spricht man hier von Zwangsheirat? Was sind die Merkmale?
- Warum wollten Eltern ihr Kind zwangsverheiraten bzw. welche Gründe fallen euch noch ein?
2. Jede Gruppe präsentiert ihre Antworten vor der Klasse. Anschließend behandelt die Lehrperson das Thema Zwangsheirat und spricht über Gründe, Ursachen, Motive, Ausmaß und Rechtsnormen.
Bearbeitung:
1. Die SchülerInnen bilden erneut vier Kleingruppen und erhalten die Aufgabe, einen Leitfaden zur Prävention von Zwangsheirat, der auf vier Säulen aufbaut, zu erarbeiten. Es sollen vier thematische Arbeitsgruppen Schule / Elternvertretung / Medien / Politik gebildet werden.
a) Schulen sind eine wichtige Sozialisationsinstanz, um mit Kindern und Jugendlichen Fragen rund um Partnerschaft, Ehe, Selbstbestimmung, Sexualität etc. zu thematisieren.
Welche Maßnahmen können Schulen ergreifen, um für das Thema Zwangsheirat zu sensibilisieren? (Auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen: Inhalte, Interaktion, Projekte etc.)
b) Eltern sind oft die zentralen AkteurInnen. Die Motive für die Verheiratung der Töchter und Söhne sind vielfältig: Angst vor Identitätsverlust, Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen. Vor allem für junge Männer fungiert die Heirat oft als „Disziplinierungsmaßnahme“. Mit der Verheiratung der Töchter können Eltern Kontrolle über deren Freiheit und Sexualität erlangen. Wie kann man Eltern erreichen und einbinden?
c) Medien transportieren Bilder, verfestigen und perpetuieren Vorurteile und Stereotypen.
Wenn es um die Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft geht, werden oft traditionelle,
religiöse Praktiken von MigrantInnen in den Fokus gerückt, um Ängste zu schüren und Rollenklischees zu bedienen, wie z.B. die vermeintliche Gewaltbereitschaft von „jungen, türkischen Männern“. Wie können Medien Stereotypen aufbrechen und ihnen entgegensteuern?
d) Die Politik trägt die Verantwortung, Maßnahmen zur erfolgreichen Integration von MigrantInnen zu implementieren, auf der Basis von Geschlechtergleichstellung, kultureller Vielfalt und Selbstbestimmung. Es ist wichtig, das Thema Zwangsheirat weiter zu enttabuisieren, ohne einzelne MigrantInnengruppen zu stigmatisieren.
Welche Sensibilisierungsmaßnahmen können/sollen von Seiten der Politik kommen? Wie können Organisationen von MigrantInnen eingebunden werden? Wie könnte ein partnerschaftlicher Dialog aussehen?
Abschließend werden die Gruppenergebnisse präsentiert und diskutiert.
Downloads
Kopiervorlage Fallgeschichten [pdf, 839 KB]
Link- und Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Zwangsheirat/Zwangsverheiratung
Unterrichtsmappe Zwangsheirat: "Wer entscheidet, wen du heiratest?" von Terre des Femmes e.V. (Hg.), Berlin, 2013.