Zarinas Tagebuch
Dauer | 2 Stunden |
Schulstufe | 9.-13. Schulstufe |
Methoden | Analyse des Tagebuchs, Recherche |
Vorbereitung/ Materialien | Kopien des Textes "Zarinas Tagebuch" (siehe Downloads), Plakat mit folgendem Text: "Heiratsfähige Frauen und Männer haben ohne Beschränkung auf Grund der Rasse, der Staatsangehörigkeit oder der Religion das Recht zu heiraten und eine Familie zu gründen. Sie haben bei der Eheschließung, während der Ehe und bei deren Auflösung gleiche Rechte. Eine Ehe darf nur bei freier und uneingeschränkter Willenseinigung der künftigen Ehegatten geschlossen werden." (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, Artikel 16) |
Kompetenzen | Sachkompetenz, Urteilskompetenz |
Zielsetzungen | Ziel ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Zwangheirat, sowie das Verstehen des Dilemmas für die Betroffenen gegen die eigene Familie kämpfen zu müssen und das Erkennen, dass Hilfe von einer/einem Außenstehenden sehr wichtig sein kann. Darüberhinaus sollen die SchülerInnen mit den in Österreich vorhandenen Hilfsangeboten vertraut werden. |
Lehrplanbezug | Unterrichtsprinzip Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern, Politische Bildung, Ethik |
Autor/Quelle | Gerald Kador Folkvord |
Aktualisiert | 22.02.2016 |
Ablaufbeschreibung
1. Schritt:
Hängen Sie ein Plakat mit dem darauf geschriebenen Artikel 16 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte auf (siehe Materialien). Diskutieren Sie kurz mit der Klasse die Bedeutung dieses Textes. Wenn nötig, erklären Sie auch kurz, was die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ist und dass die Prinzipien dieser Erklärung von allen Staaten der Welt anerkannt sind. Lenken Sie die Aufmerksamkeit vor allem auf den letzten Satz von Artikel 16. Worauf zielt dieser ab? Weiß jemand von Beispielen für die Verletzung dieses Grundsatzes? Erklären Sie nun, dass Sie mit der Klasse näher auf das Thema Zwangsheirat eingehen wollen. Was sagt den SchülerInnen dieser Begriff? Was ist der Unterschied zwischen Zwangsheiraten und arrangierten Heiraten, wie sie in vielen Kulturen üblich sind?
2. Schritt:
Lesen Sie mit der Klasse den Text "Zarinas Tagesbuch". Nach der Lektüre des Textes sollen einzelne SchülerInnen nacheinander in die Rolle verschiedener Personen der Geschichte schlüpfen und das Geschehene aus deren Perspektive zusammenfassen. Zunächst erzählt Zarina, dann Susanne, dann die Mutter und schließlich der Vater. Die MitschülerInnen diskutieren kurz, ob sie der Darstellung der verschiedenen Perspektiven zustimmen oder ob sie die Motive der einen oder anderen Person der Handlung anders interpretieren. Teilen Sie die Tafel senkrecht in der Mitte und schreiben Sie "Zarina" als Überschrift über die linke und "Vater" als Überschrift über die rechte Hälfte. Legen Sie mit der Klasse gemeinsam eine Stichwort-Übersicht über die Motive von Zarina und Zarinas Vater an. Zum Beispiel:
Zarina: - keine Lust, schon zu heiraten - will selbst über sich bestimmen - will nicht unsolidarisch mit der Familie sein
Vater: - besorgt, dass Zarina ihre kulturellen Wurzeln verliert - fürchtet um sein Ansehen - entrüstet über Zarinas Mangel an Respekt
3. Schritt:
Diskutieren Sie nun mit der Klasse, wie die Geschichte weitergehen könnte. Was kann/sollte Zarina tun? Welche Möglichkeiten hat Susanne, ihrer Freundin zu helfen? Welche anderen Personen könnten eine Rolle spielen? (Einige drohende Zwangsheiraten wurden zum Beispiel durch das Eingreifen engagierter LehrerInnen verhindert.) Jemanden zur Ehe zu zwingen, ist ein schwerer Verstoß sowohl gegen österreichisches und pakistanisches als auch internationales Recht. In der Diskussion sollte klar herauskommen, dass es vor allem darum geht, Zarina davor zu schützen, Opfer eines Verbrechens zu werden. (Auch wenn die TäterInnen vielleicht in guter Absicht oder aus Ignoranz handeln.) Gehen Sie auf das fürchterliche Dilemma ein, das für von Zwangsheirat Bedrohte darin besteht, eventuell ihre eigenen Eltern anzeigen zu müssen.
4. Schritt:
Als eine Art Hausaufgabe soll ein Teil der SchülerInnen versuchen herauszufinden, welche Hilfsangebote es für Jugendliche gibt, die von Zwangsheirat bedroht sind.
Nach ein paar Tagen werden die Ergebnisse in der Klasse vorgelegt. Hatten die SchülerInnen den Eindruck, dass es für Betroffene einfach ist Hilfe zu bekommen?
Eine zweite Gruppe von SchülerInnen soll näher erforschen, wie sich die Praxis der Zwangsheirat zum Islam verhält: Ist diese Praxis dem Islam zufolge erlaubt oder verboten? Warum sind gerade so viele Jugendliche mit muslimischem Hintergrund von diesem Problem betroffen? Vielleicht gibt es eine Moschee in der Umgebung oder einen islamischen Religionslehrer an der Schule, den die SchülerInnen befragen können. (NB: Personen zur Ehe zu zwingen, ist im Islam prinzipiell verboten, ebenso wie z.B. Gewalt gegen Frauen. Um das Verstärken bereits bestehender Vorurteile zu vermeiden, ist es wichtig zu betonen, dass es sich dabei um traditionsbedingte – und nicht religionsbedingte – Praktiken handelt.)
Zu beiden Fragen wäre es zu empfehlen, Fachpersonen zu einer Diskussion mit der Klasse einzuladen.
5. Schritt:
Als Abschluss können die SchülerInnen die Aufgabe bekommen, die Geschichte von Zarina nach eigenen Ideen fertig zu schreiben.
Unterlagen für die Übung + Downloads
Zarinas Tagebuch [pdf, 17,2 MB]
Links + Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Zwangsheirat/Zwangsverheiratung
polis aktuell 1/2016: Zwangsheirat
Homepage der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich
Website der bekannten Autorin Serap Cileli mit einer Rubrik zu Zwangsheirat
Unterrichtsmappe Zwangsheirat: "Wer entscheidet, wen du heiratest?" von Terre des Femmes e.V. (Hg.), Berlin, 2013.