Religiöse Symbole in der Schule? Eine parlamentarische Diskussion
Dauer | 4 Stunden |
Schulstufe | 5.-8. Schulstufe, |
Methoden | Recherche, Rollenspiel, Diskussion |
Materialien | evtl. Information zum Thema, Zettel für Abstimmung |
Kompetenzen | Urteilskompetenz, Methodenkompetenz, Handlungskompetenz |
Zielsetzungen | Die SchülerInnen sollen durch aktive Befassung mit dem Thema eine eigene, differenzierte Sichtweise entwickeln. Durch die gewählte Methode soll auch eine Annäherung an demokratische Verfahrensweisen gefördert werden. |
Lehrplanbezug | Politische Bildung, Religion, Deutsch |
Quelle |
Servicestelle Politische Bildung (nunmehr Zentrum polis) (Hg.): Wer glaubt, weiß mehr!? Aspekte der Religionsfreiheit, info-blatt zur Politischen Bildung, Nr. 4, Dezember 2003. |
Aktualisiert | 22.2.2019 |
Ablaufbeschreibung
1. Unterrichtseinheit:
Schritt 1: Abstimmung
Es wird eine Abstimmung zur Frage "Sollen religiöse Symbole aus der Schule verbannt werden?" durchgeführt. Neben einer klaren Ja- oder Nein-Position kann noch folgende dritte Position angeboten werden: Nur christliche Symbole (wie das Kreuz in der Klasse) sind akzeptiert.
Schritt 2: Informationssammlung und -auswertung
Die SchülerInnen sollen sich in Zweierteams eingehend über das Thema informieren. Entweder suchen die Teams selbständig im Internet nach Informationen oder die Lehrkraft übernimmt die Recherche und teilt jedem Team dieselben Texte aus. Die SchülerInnen haben die Aufgabe, aus den Texten Argumente für die drei Positionen herauszufiltern und in eigenen Worten schriftlich zu sammeln.
2. Unterrichtseinheit:
Rollenspiel "Parlamentsdiskussion"
Schritt 1: Gruppeneinteilung
Die SchülerInnen werden zufällig (wichtig: ungeachtet ihrer Meinung zum Thema!) in 3 Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe repräsentiert eine politische Partei, die bezüglich der Frage, ob religiöse Symbole in der Schule erlaubt sein sollen, eine klare Haltung (ja, nein, nur christliche Symbole) einnimmt.
Schritt 2: Gruppenvorbereitung
Die Gruppen erhalten die Aufgabe, sich auf eine parlamentarische Diskussion zu einem neuen Gesetzesentwurf vorzubereiten. Sie sollen in einer 10-minütigen internen Diskussion ihre Argumentationsstrategie festlegen und dabei unbedingt auch die Argumente der Gegenseite in Betracht ziehen. Außerdem müssen zwei RednerInnen pro Gruppe bestimmt werden.
Schritt 3: "Parlamentssitzung"
Die Parlamentsdiskussion beginnt. Die Gruppen sitzen beisammen (ähnlich der Sitzordnung der Parteien im Parlament), die Lehrkraft übernimmt die Funktion des/der NationalratspräsidentIn und eröffnet die Diskussion. Sie legt die Reihenfolge der ersten drei RednerInnen (von jeder Gruppe einer/eine) fest und verkündet die Redezeit von maximal fünf Minuten. Jeder Redner/jede Rednerin tritt vor die Klasse und präsentiert seine/ihre Argumente. Zwischenrufe sind durchaus erlaubt, die Lehrkraft schreitet aber in ihrer Funktion als NationalratspräsidentIn gegebenenfalls ein und ruft zur Ordnung. Anschließend erhalten die Gruppen eine fünfminütige Beratungszeit, in der sie ihre zweiten Reden vor allem in Bezug auf die bisher von den gegnerischen Parteien vorgebrachten Argumente überarbeiten können. Danach werden die letzten drei Reden (in gestürzter Reihenfolge) gehalten. Zum Abschluss erfolgt eine geheime Abstimmung zu den drei Positionen.
3. Unterrichtseinheit:
Schritt 1: Abstimmungsvergleiche
Zunächst wird das Ergebnis der beiden Abstimmungen verglichen. SchülerInnen, die ihre Meinung im Vergleich zur ersten Abstimmung geändert haben, sollen die Gründe dafür nennen. Außerdem wird das Abstimmungsergebnis mit der Anzahl der "Parteimitglieder" verglichen. Hat jemand gegen die Parteilinie gestimmt? Worin liegt in diesem Zusammenhang der große Unterschied zwischen einer geheimen und einer offenen Wahl? (Möglichkeit, gegen die Parteimeinung zu stimmen)
Schritt 2:
Wie schwierig war es für die SchülerInnen, eine Meinung zu vertreten, die nicht der eigenen entsprach? (Treue zur Parteilinie) Worin liegen die Vorteile, sich intensiv mit einer Gegenmeinung auseinandersetzen zu müssen? (Schärfen der eigenen Argumentation)
Schritt 3:
Die wichtigsten Argumente der drei Positionen sollen gemeinsam ausformuliert werden. Gelingt es, ein Gesetz auszuformulieren, das eine 2/3-Mehrheit erhält?
4. Unterrichtseinheit:
Es bieten sich vor allem zwei Themen zu einer weiterführenden Auseinandersetzung an:
- Die Klasse erarbeitet den tatsächlichen politischen und juristischen Ablauf vom Gesetzesentwurf bis zur Verabschiedung eines Gesetzes und recherchiert die Regeln einer parlamentarischen Sitzung.
- Das Rollenspiel ist Ausgangspunkt für ein Kommunikationstraining (fächerübergreifend Deutsch / Psychologie / Politische Bildung). Die SchülerInnen analysieren die gehaltenen Reden (eventuell per Video) und vertiefen sich in das Thema "Erfolgreiches argumentieren und referieren" (Redevorbereitung, Redeaufbau, Körpersprache, Satzbau, etc.). Dazu können Aufzeichnungen von Parlamentssitzungen analysiert werden.
Link- und Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Religion
Judentum, Christentum und Islam in europäischen Lehrplänen. Nielsen, Jürgen S. (2004), Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.
Konfliktstoff Kopftuch
Die Debatte zum Thema Kopftuch aus juristischer, feministischer, politischer, religiöser und europäischer Sicht, präsentiert auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung.
FairUrteilen. Thema Kopftuch-Debatte
Informationen, Arbeitsblätter und Folien, die es erlauben, mit den SchülerInnen ein Gerichtsverfahren nachzustellen.