Die Pizzafrage oder: Was ist gerecht?
Dauer | 2 Unterrichtseinheiten |
Schulstufe | ab der 3. Schulstufe |
Methoden | Gruppenarbeit, Diskussion |
Materialien | Papier, Stifte |
Kompetenzen | Handlungskompetenz, Sachkompetenz, Urteilskompetenz |
Zielsetzungen | Die SchülerInnen setzen sich sowohl mit den Zielen eines Sozialstaats, als auch mit Verteilung und Gerechtigkeit auseinander. |
Quelle |
polis aktuell, 6/2017: Sozialstaat Österreich (leicht adaptiert) |
Aktualisiert | 19.2.2024 |
Ablaufbeschreibung
1. Schritt:
Beschreiben Sie folgende Situation:
In der ganzen Wohnung duftet es nach Pizza. Familie Wasserbauer freut sich auf das Abendessen! Jede und jeder hat Lust auf ein Riesenstück, leider ist nur EINE Pizza da.
Erika, die Mutter, hat heute wieder fünf Stunden Handball trainiert (extrem anstrengend!), denn sie ist Leistungssportlerin. Achmed, der Vater, konnte nicht ins Büro gehen. Er musste wegen seiner Fußverletzung ins Spital zur Röntgenkontrolle. Leider ist es jetzt fix: Er wird im nächsten Monat im Spital operiert! Achmed ist besorgt. Leon ist sieben Jahre und Volksschüler. Er ist wirklich sehr dünn und hört oft, dass er mehr essen sollte. Den Pizzabelag mag er aber schon (den Teig lässt er lieber übrig). Seine Schwester Samira ist vierzehn Jahre alt. Sie war heute acht Stunden in der Schule und ist von der Mathematikschularbeit "fix und fertig". Und hungrig! Aber das sind die anderen auch …
Stellen Sie den SchülerInnen im Anschluss folgende Fragen:
- Wie soll Familie Wasserbauer die Pizza aufteilen?
- Was ist eine gerechte Lösung?
- Sollen alle die gleiche Portion bekommen? Was spricht dagegen oder dafür?
2. Schritt:
Die SchülerInnen bilden Kleingruppen (acht SchülerInnen pro Gruppe). An jedem Tisch sind die alle Rollen der Familienmitglieder vertreten. Jeweils zwei Kinder aus der Gruppe schlüpfen in eine Rolle, die es in der Familie Wasserbauer gibt (entweder Erika, Achmed, Samira oder Leon). Sie überlegen zuerst zu zweit in ihrer Rolle, wie groß ihr Stück sein soll und welche Gründe es dafür gibt. Dann zeichnen sie es in einen Kreis auf einem Blatt Papier hinein. Anschließend vergleichen sie ihr Pizzastück mit den Stücken der anderen Familienmitglieder: Reicht die Pizza für alle aus? Wie kann die Pizza gerecht aufgeteilt werden? Können sich die SchülerInnen einigen? Wenn ja, tragen die Kinder die Aufteilung der Stücke auf ein großes Blatt Papier in einen Kreis ein. Wenn nein, sammeln sie die Gründe, warum sie sich nicht einigen konnten.
3. Schritt:
Jede Gruppe präsentiert den anderen ihre Lösung (falls diese gefunden wurde). Wie unterschiedlich oder ähnlich sind die Ergebnisse?
Variante: Die Aufteilung der Pizza erfolgt in einem Rollenspiel. Jeweils fünf Minuten spielt eine Gruppe von vier SchülerInnen die Szene beim Abendessen, während die anderen Kinder die Szene beobachten. Im Anschluss erfolgt ein Austasuch im Plenum.
4. Schritt:
Erörterung der Themen Sozialstaat, Verteilung und Gerechtigkeit
Fragen Sie zunächst die SchülerInnen, ob sie schon einmal das Wort "Sozialstaat" gehört haben. Eine mögliche Erklärung ist die folgende:
Der Sozialstaat hat viele Aufgaben: Armut bekämpfen, ein Einkommen im Alter sichern, unterstützen, wenn jemand krank ist und zu einem Arzt oder einer Ärztin oder ins Spital gehen muss. Auch Familien mit Kindern brauchen mehr Geld für Kleidung, Schule oder Essen als Menschen, die alleine leben. Der Sozialstaat hat die Aufgabe, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen und für mehr Verteilung. Ein Beispiel: Alle Menschen in Österreich sollen genug zum Leben haben, nicht nur reiche Menschen.
Fragen an die SchülerInnen:
- Ihr habt überlegt, wie die Familie Wasserbauer eine Pizza verteilen kann. Was könnte ein Sozialstaat verteilen?
- Kennt ihr Beispiele für Gerechtigkeit? Was findet ihr besonders ungerecht?
Link- und Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Sozialstaat | Gerechtigkeit
SDG 10 Weniger Ungleichheiten: www.politik-lernen.at/sdg10
Die 17 Ziele für eine bessere Welt. Unterrichtsmappe (1.-4. Schulstufe): www.politik-lernen.at/17zieleunterrichtsmappevs
Crenshaw – Einmal schwarzer Kater. Appelgate, Katherine (2016). Frankfurt/Main: FISCHER Sauerländer. 224 Seiten.
Ein Buch über Kinderarmut, welches sich gut eignet, mit Kindern ab acht Jahren das Thema "Arm sein" pädagogisch zu bearbeiten und sich mit den Leistungen des Sozialstaats Österreich auseinanderzusetzen.