Geschichten, die sie erzählen
Dauer | 1-2 Unterrichtseinheiten |
Schulstufe | ab der 8. Schulstufe |
Zielsetzungen |
• Berichterstattung über Menschen mit Migrationshintergrund in Printmedien analysieren und ihren Einfluss auf die Gesellschaft diskutieren • Weniger offensichtliche Formen von Rassismus identifizieren, etwa "versteckte" Botschaften, selektive Berichte oder die Verwendung von Bildern, und Auseinandersetzung damit, wie sie Hate Speech fördern • "Positive" Geschichten über Menschen mit Migrationshintergrund und Zuwanderung diskutieren und recherchieren |
Kompetenzen | Urteilskompetenz, Methodenkompetenz |
Materialien |
• Jeweils ca. drei Exemplare von fünf verschiedenen Zeitungen/ Zeitschriften (je nach Gruppengröße) • Mehrere Bögen Flipchart-Papier • Filzstifte, Klebstoff, Scheren • Reichlich Platz für vier bis fünf Gruppen für die Arbeit an einer großen Collage • Kopien der Checkliste (siehe Downloads) in ausreichender Anzahl • Internetzugang (optional) |
Methoden | Gruppenarbeit, Analyse von Nachrichten, Collagen erstellen |
Vorbereitung |
• Für jede Arbeitsgruppe werden vier Bögen Flipchart-Papier zusammengeklebt. • Jede Gruppe erhält Filzstifte, Klebstoff, Scheren und die Exemplare einer der ausgewählten Nachrichtenpublikationen. • Jede Gruppe erhält eine Kopie der Checkliste (siehe Downloads). |
Quelle |
Europarat (Hrsg.): Bookmarks. Bekämpfung von Hate Speech im Internet durch Menschenrechtsbildung. Übers. a.d. Engl.: Brita Pohl. Wien: Edition polis, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage 2017. ISBN 978-3-902659-14-9. |
Aktualisiert | 18.2.2017 |
Ablaufbeschreibung
1. Schritt:
Fragen Sie die Gruppe, was sie unter den folgenden Begriffen versteht:
Stereotyp, Rassismus, Diskriminierung
2. Schritt:
Erklären Sie die Begriffe kurz (siehe Hintergrundinformation auf den Seiten 170 bis 174 des Handbuchs Bookmarks) und betonen Sie folgende Punkte:
- Pauschalurteile über Gruppen von Menschen ("Stereotype") treffen nur äußerst selten auf alle zu
- Wenn solche Pauschalurteile allgemein anerkannt werden, dienen sie häufig der Rechtfertigung von Diskriminierung, Viktimisierung, Beleidigung und Schlimmerem.
3. Schritt:
Bitten Sie die TeilnehmerInnen, bestimmte Gruppen zu nennen, die ungerechten Stereotypen ausgeliefert oder oft die Zielscheibe von diskriminierenden Handlungen, Drohungen oder Hate Speech sind. Erklären Sie, dass die Aktivität sich damit beschäftigen wird, wie die Medien Menschen mit Migrationshintergrund darstellen.
4. Schritt:
Zeigen Sie den TeilnehmerInnen die ausgewählten Publikationen, die sie in Kleingruppen analysieren sollen. Sie sollen darüber nachdenken, ob die unterschiedlichen Medien Menschen mit Migrationshintergrund
- in einem allgemein eher positiven Licht
- in einem allgemein eher negativen Licht
- neutral darstellen.
5. Schritt:
Gehen Sie die Checkliste (siehe Downloads) durch und stellen Sie sicher, dass die TeilnehmerInnen verstanden haben, worauf sie bei der Analyse achten sollen. Ermutigen Sie sie dazu, auch andere relevante Informationen einzubeziehen.
6. Schritt:
Die Gruppe wird in Kleingruppen zu 5 bis 6 Personen eingeteilt, jede Gruppe erhält 2 bis 3 Exemplare derselben Zeitung, den großen Bogen Flipchart-Papier und Stifte, Klebstoff, Scheren usw. Erklären Sie, dass sie die Checkliste zur Identifikation von möglicher Voreingenommenheit verwenden und die Ergebnisse ihrer Analyse als Collage präsentieren sollen. Sie sollen die Zeitungen zerschneiden, kommentieren und mit eigenen Bildern oder Texten ergänzen. Erklären Sie, dass die Collagen am Ende der Übung ausgestellt werden.
7. Schritt:
Wenn die Gruppen fertig sind, werden die Poster aufgehängt und jede Gruppe hat Zeit, sich die Ergebnisse der anderen Gruppen anzusehen. Danach beginnt die gemeinsame Nachbereitung .
Nachbereitung
- Fragen Sie die TeilnehmerInnen nach ihren allgemeinen Eindrücken: Fanden sie die Aktivität sinnvoll/überraschend? Was ist ihr allgemeiner Eindruck zur Berichterstattung über Menschen mit Migrationshintergrund in den Medien? Finden sie diese Darstellung "fair"?
- Wenn die Gruppen das in ihren Collagen nicht angesprochen haben, fragen Sie, welche Art von "guten Nachrichten" man verwenden könnte, um einen anderen Blickwinkel zu bieten. Gab es zum Beispiel positive Nachrichten über Menschen ohne Migrationshintergrund?
- Warum sind Menschen mit Migrationshintergrund nach Meinung der TeilnehmerInnen in Ländern auf der ganzen Welt das Ziel von Diskriminierung, Beschimpfung und Hate Speech?
- Wie stark ist die Rolle der Medien bei der Verstärkung von negativen Stereotypen?
- Sind die TeilnehmerInnen im Internet auf ähnliche Vorurteile oder intolerante Einstellungen gestoßen? Bitten Sie um Beispiele.
- Wie wirkt sich eine Kultur, in der sie für viele gesellschaftliche Probleme "verantwortlich" gemacht werden, wohl auf die Zuwanderer selbst, ihre Familien und Kinder aus? Was bedeutet das umgekehrt für Hate Speech gegenüber Zuwanderern?
- Gibt es etwas, das Jugendliche tun können, um eine positivere Sicht auf Zuwanderer zu fördern? Kennen sie Websites und Seiten mit positiven Nachrichten über Zuwanderer?
Moderationstipps
- Versuchen Sie, Zeitungen oder Zeitschriften zu wählen, die eine gute Auswahl an politischen/kulturellen Ansichten repräsentieren. Es ist wahrscheinlich, dass sogar diejenigen, die Zuwanderern am positivsten gegenüberstehen, nicht versuchen, starke negative Emotionen in der Gesellschaft zu hinterfragen oder ein Gegengewicht dazu zu bilden, etwa durch Berichte mit "guten Nachrichten" über Zuwanderergruppen oder einzelne Zuwanderer.
- Es ist wahrscheinlich, dass viele in der Gruppe die negativen Haltungen teilen, die in den Publikationen zum Tragen kommen, und das Gefühl haben, diese Haltungen seien berechtigt. Ermutigen sie die TeilnehmerInnen, ihre eigenen Meinungen zu äußern, damit sie in der Gruppe besprochen werden können. Sie könnten es hilfreich finden, im Vorhinein einige "gute Nachrichten" zu recherchieren, die in den Publikationen vorkommen hätten können, oder sich die Bedingungen näher anzusehen, die in den Ländern herrschen, aus denen die Zuwanderer kommen. Fordern Sie die Gruppe zum Beispiel auf sich vorzustellen, sie wären Jugendliche im Irak oder in Syrien, wo der Krieg den Großteil des Landes verwüstet hat.
Varianten
Statt Printmedien könnten die TeilnehmerInnen auch eine Untersuchung von Online-Newsportalen durchführen. Es könnte notwendig sein, bestimmte Seiten vorzuschlagen, zum Beispiel die Analyse der Startseite über einen Zeitraum von fünf Tagen, um die Menge an möglichem Material zu beschränken. Ein ähnlicher Ansatz könnte auch für Fernsehnachrichten verwendet werden.
Weitere Aktivitäten
Unterstützen Sie die TeilnehmerInnen dabei, eine Website oder ein Social Media-Profil mit positiven Geschichten über Zuwanderer einzurichten. Sie könnten über einige Zuwanderer-Communitys in ihrem Ort recherchieren, sich die Zustände in den Herkunftsländern oder -regionen, einige der Gründe für Migration und Alltagsgeschichten über Zuwanderer ansehen, die in einem neuen Land leben. Schicken Sie den Link der Website an JournalistInnen von Zeitungen, die bearbeitet wurden, und teilen Sie ihnen mit, dass die Website von dem negativen Bild inspiriert wurde, das in ihrer Publikation verbreitet wird!
Wenn Internetzugang vorhanden ist, könnten Sie sich überlegen, die größten Nachrichten-Websites anzusehen und die Übung direkt online durchzuführen. In diesem Fall können Sie auch die Frage von Online-Foren zu Online-Artikeln aufwerfen, in denen UserInnen Kommentare abgeben können. Diese Kommentare sind manchmal rassistisch. In diesem Fall können Sie mit der Gruppe diskutieren, ob und unter welchen Bedingungen solche Foren akzeptabel sind. Sie können die Übung auch variieren, indem Sie die Gruppe, auf die sie sich bezieht, ihrem Arbeitskontext anpassen .
Downloads
Checkliste für Gruppenarbeit [pdf, 1,8 MB]
Link- und Medientipps
Politiklexikon für junge Leute: Hate Speech/Hassrede, Diskriminierung, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Vorurteil
Kampagnenwebsite des No Hate Speech Movement (in Englisch und Französisch): www.nohatespeechmovement.org
Nationales Komitee "No Hate Speech" in Österreich:
www.bmfj.gv.at/jugend/lebensqualitaet-miteinander/nohatespeech.html
Initiative für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende zum sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien: www.saferinternet.at
ISPA - Internet Service Providers Austria: Infobroschüren zu Hasspostings, Internet sicher nutzen etc.
Hate Crime Reporting: hatecrime.osce.org
KOMPASS - Handbuch der Menschenrechtsbildung für die schulische und außerschulische Jugendarbeit (akt. 2020)
www.bpb.de/shop/lernen/weitere/314731/kompass
Kompass Online-Handbuch Menschenrechtsbildung:
www.kompass-menschenrechte.de
ZARA – Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit: www.zara.or.at