Politische Bildung ist in einer demokratischen Gesellschaft unerlässlich.
Bildung, die das Verständnis von und für Demokratie fördert sowie zur Teilnahme an politischen Prozessen befähigt, ist in der österreichischen Bundesverfassung als ein Ziel der österreichischen Schule definiert. Der Schule als einem wesentlichen Sozialisations- und Lernort für junge Menschen kommt somit eine zentrale Rolle zu, wenn es darum geht, politische Kompetenzen zu stärken und demokratisches Denken und Handeln zu entwickeln.
Politische Bildung fußt im österreichischen Schulsystem auf drei Säulen:
auf dem Unterrichtsprinzip/übergreifenden Thema Politiche Bildung
auf dem Fach bzw. Kombinationsfach Politische Bildung
auf der Schuldemokratie
1. Unterrichtsprinzip Politische Bildung/übergreifendes Thema Politische Bildung
Politische Bildung ist seit 1978 durch das Unterrichtsprinzip Politische Bildung in das Schulwesen integriert. Das fächerübergreifende Unterrichtsprinzip gilt für alle Schultypen und Schulstufen. Im neuen Lehrplan, der ab 2023/24 aufsteigend in Kraft tritt, wird der Terminus "übergreifendes Thema" anstelle des Unterrichtsprinzips verwendet.
Politische Bildung ist eine Voraussetzung sowohl für die individuelle Entfaltung wie für die Weiterentwicklung des gesellschaftlichen Ganzen. Sie ist ein aktiver Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft und zur Verwirklichung der Demokratie.
(Unterrichtsprinzip Politische Bildung, Grundsatzerlass 2015)
Politische Bildung ist in den einzelnen Schultypen unterschiedlich verankert. In der Berufsschule wird Politische Bildung als eigenständiges Unterrichtsfach geführt, in allen anderen Schularten wird es als Kombinationsfach beispielsweise mit Geschichte, Zeitgeschichte, Recht oder Wirtschaft angeboten. Seit 2016 ist Politische Bildung als Pflichtlehrstoff ab der 6. Schulstufe verankert. In der Volksschule ist Politische Bildung in den Sachunterricht integriert.
Die einzelnen Lehrpläne bilden die Grundlage für die konkrete inhaltliche Umsetzung der Politischen Bildung in der Schule. Grundsätzlich betrifft Politische Bildung alle Politikfelder und regt sowohl zur Auseinandersetzung mit lokalen, regionalen und nationalen Zusammenhängen als auch der europäischen, internationalen und globalen Dimensionen von Politik an.
Politische Bildung soll im Rahmen der Schulpartnerschaft und der gesetzlichen Vertretung der SchülerInnen wirksam werden.
"Schule soll ein Ort sein, an dem demokratisches Handeln gelebt wird. So können Kinder und Jugendliche möglichst früh erfahren, dass sie nicht nur ein Recht auf Beteiligung haben, sondern auch, dass jeder und jede Einzelne durch aktives Engagement Veränderung bewirken kann. Das setzt nachhaltiges schulpartnerschaftliches Zusammenwirken (im Rahmen der gesetzlichen Aufträge an die Organe der Schulgemeinschaft: Klassenforum, Schulforum, Schulgemeinschaftsausschuss, Schülervertretung) sowie die Mitgestaltung der Schule und des Unterrichts durch Kinder und Jugendliche voraus. Für eine erfolgreiche Umsetzung Politischer Bildung ist die demokratische Gestaltung des Schulalltags eine wesentliche Voraussetzung."
(Unterrichtsprinzip Politische Bildung, Grundsatzerlass 2015)
Querverbindungen zu weiteren pädagogischen Zugängen
Politische Bildung hat zahlreiche inhaltliche und methodisch-didaktische Bezugspunkte zu weiteren Unterrichtsprinzipien/übergreifenden Themen. Hier werden einige besonders wichtige exemplarisch angeführt:
Menschenrechtsbildung: Politische Bildung und Menschenrechtsbildung sind eng miteinander verbunden und unterstützen sich wechselseitig. Sie unterscheiden sich eher in Bezug auf Schwerpunkt und Geltungsbereich als in Zielsetzungen und Arbeitsweisen. Politische Bildung konzentriert sich vorrangig auf die demokratischen Rechte und Pflichten und aktive Partizipation im Hinblick auf die zivilgesellschaftlichen, politischen, sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen und kulturellen Bereiche der Gesellschaft, während sich die Menschenrechtsbildung mit dem breiteren Spektrum der Menschenrechte und Grundfreiheiten beschäftigt, die jeden Aspekt im Leben der Menschen betreffen.
(Quelle: Europarats-Charta zur Politischen Bildung und Menschenrechtsbildung [pdf, 183 KB])
Europapolitische Bildung: Europa und die Europäische Union bilden hier den thematischen Anknüpfungspunkt, um ein Verständnis von politischen Prozessen und wissensbasiertes politisches Entscheiden und Handeln zu ermöglichen.
Gleichstellung von Mädchen/Frauen und Buben/Männern zählt ebenfalls zu den Bildungsanliegen und ist mit Reflexive Geschlechterpädagogik und Gleichstellung auch als Unterrichtsprinzip formuliert. Der Genderaspekt kommt in der Politischen Bildung auf der Ebene der Inhalte, der Konzepte bzw. Methoden und der konkreten didaktischen Arbeit zum Tragen.
Weitere Informationen zu Entstehung und Wirkung auf der Website der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg
Kompetenzmodell
Politische Bildung
Das Kompetenzmodell beschreibt die vier Kompetenzen Politischer Bildung:
Politische Urteilskompetenz
Politische Handlungskompetenz
Politikbezogene Methodenkompetenz
Politische Sachkompetenz
Erklärung zur Förderung von Politischer Bildung
In einer gemeinsamen Erklärung haben die EU-BildungsministerInnen am 17. März 2015 in Paris vereinbart, die demokratischen Grundwerte der EU in Schulen und Hochschuleinrichtungen aktiv zu fördern.
Internationale Ankerpunkte der Arbeit von Zentrum polis
Die Arbeit von Zentrum polis findet unter Berücksichtigung internationaler und europäischer Initiativen statt.