Nachlese: Online-Tagung EUropa in der Schule 2020
Mehr als 80 SchulleiterInnen, Lehrkräfte und MultiplikatorInnen trafen sich im virtuellen Raum, um mehr über den Aktionsplan des #EuropeanGreenDeal zu erfahren und sich darüber auszutauschen, wie der Umgang mit kontroversen Themen im Unterricht am Beispiel Klimapolitik gelingen kann. Die kleinen technischen "Schmankerl" stellten eine Herausforderung dar, taten aber der Stimmung keinen Abbruch und die Teilnehmenden tauschten sich in den Workshops rege zu unterschiedlichen pädagogischen Angeboten aus.
Durch den Tag führte Patricia Hladschik von Zentrum polis.
Frank Piplat, Leiter des Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments, betont in seinen Begrüßungsworten, dass die Schule einer der wichtigsten Partner sei, um über Europa zu informieren und Europa den SchülerInnen nahezubringen und gerade der Klimawandel ein Thema sei, mit dem sich junge Menschen aktiv auseinandersetzen.
Eine kurze Online-Umfrage zeigt, dass viele Anwesende sich bislang mit den Inhalten des #EuropeanGreenDeal kaum beschäftigt haben.
"Oft wird gesagt, wir sind die erste Generation, die die Auswirkungen des Klimawandels spüre, und die letzte, die noch etwas tun könne, um das Schlimmste abzuwenden", macht Jozef Vasak, Berater für wirtschaftspolitische Koordinierung an der Vertretung der Europäischen Kommission Österreich, darauf aufmerksam, wie notwendig es ist, Maßnahmen jetzt zu setzen.
Jozef Vasak geht in seinem Vortrag auf das Gesamtpaket des #EuropeanGreenDeal ein, der zentraler Bestandteil der Wachstumpolitik der EU ist. Ein wesentliches Ziel ist, Europa bis 2050 klimaneutral zu machen. Auch die soziale Gerechtigkeit und Inklusion sollen Berücksichtigung finden und die Einbindung aller BürgerInnen, z.B. durch öffentliche Konsulationen, ist vorgesehen.
Präsentation Jozef Vasak "Der Europäische Grüne Deal" [pdf, 4 MB]
Das Podiumsgespräch wurde mit Mascha Antelmann (Schülerin und Aktivistin der Fridays for Future Bewegung), Leo Doden (Student und Aktivist der Fridays for Future Bewegung), Stefan Schmid-Heher (Hochschullehrer, Zentrum für Politische Bildung der PH Wien), Jozef Vasak und Marion Wisinger (Historikerin, Trainerin für Politische Bildung) zum Thema "Umgang mit kontroversen Themen im Unterricht am Beispiel Klimapolitik" geführt.
Bezogen auf die Demonstrationen der Fridays for Future Bewegung weist Mascha Antelmann darauf hin, dass diese das einzige Mittel für SchülerInnen seien, welches zur Verfügung steht, die Politik aufzufordern, greifbare Maßnahmen (in diesem Fall) gegen den Klimawandel zu setzen. Schule soll ein Ort für kontroverse Positionen sein, um seine eigene Meinung entwickeln zu können und sie zu vertreten.
Leo Doden betont, dass Klimaschutz keine parteipolitische Frage sei, sondern es um Wertevermittlung gehe. Das Engagement einzelner Lehrkräfte sei zu wenig, um ausreichend Kompetenzen aufzubauen, viel besser wäre es ein Pflichtfach einzuführen, da sich sonst die Schule aus der Verantwortung nehme, kontroverse Themen aufzugreifen.
Für Jozef Vasak war die Fridays for Future Bewegung ein wichtiger Weckruf, ohne den es wahrscheinlich den European Green Deal gar nicht gegeben hätte. Bildung ist wesentlich für eine demokratische Gesellschaft, um sich relevante Informationen besorgen und kritisch überprüfen zu können. Zentrale TopDown Maßnahmen sind nicht ausreichend, sondern es braucht BottomUp Bewegungen.
Stefan Schmid-Heher rückt ins Blickfeld, dass Lehrkräfte sich oft als neutral, in der Mitte stehend, sehen. Das sei aber negativ, weil es Kontroversen ausblendet und Reflexion verhindert. PädagogInnen sollen im Unterricht zu kontroversen Themen Stellung beziehen, wobei sie diese auch begründen und reflektieren müssen. Bezogen auf den Green Deal sind unterschiedliche Interessen damit verbunden und Aufgabe der Politischen Bildung sei es, diese transparent zu machen und auch die Kompromisse darzustellen, die erforderlich waren und sind.
Komplexe Inhalte zu vermitteln sei schwierig, betont Marion Wisinger. Der Klimawandel ist nur ein komplexes Thema unter vielen. Wesentlich ist, eine Diskussionskultur zu schaffen: SchülerInnen können ihre Meinung äußern, es gibt einen Raum ohne Notendruck, einen Raum auch für Lachen, einen Raum, wo SchülerInnen unterschiedliche Rollen ausprobieren, zwischen verschiedenen Meinungen wählen können. Dieser Raum ist Basis für Politische Bildung.
Eine Veranstaltung des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung, der Vertretung der Europäischen Kommission, des Verbindungsbüros des Europäischen Parlaments in Österreich und von Zentrum polis.